FEBRUAR
2003

 
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Antike Mythologie: Uranos

 

In der griechischen Mythologie war es keinesfalls so, daß die den Olymp bewohnenden GöttInnen schon immer regiert hätten. Nach den Vorstellungen der ältesten griechischen dichter beginnt das erste GöttInnengeschlecht mit Uranos, der Personifikation des Himmels. Hervorgebracht hat ihn Gaia, die Erde, um sich dann selbst mit ihm zu vermählen. Aus dieser Verbindung entstehen die Titanen, Hekatoncheiren und Kyklopen.

Die sechs Titanen (Koios, Kreios, Hyperion, Japetos, Okeanos und Kronos) werden nach ihrem Vater auch Uraniden genannt. Sie haben sechs Schwestern: Theia, Rhea, Mnemosyne, Phoibe, Thetys und Themis. Diese als weibliche und männliche Kraft gepaart vorgestellten Gottheiten bedeuten die Urkräfte der Natur, die bei der Entstehung der Welt gewirkt haben.

Die drei Hekatoncheiren - hundertarmige Wesen - sind Kottos, Briareos und Gyges bzw. Gyes. Sie sind Personifikationen der furchtbaren Kräfte der Meereswogen, die erschütternd wie Erdbeben wirken.

Von den Kyklopen sind uns drei Namen überliefert: Brontes (der Donner), Steropes (der Blitz) und Arges (der Leuchtende). Mit lediglich einem flammenden Auge in der Mitte der Stirn ausgestattet, sind sie Versinnbildlichungen der Wetterwolke mit dem leuchtenden und zündenden Blitz nebst dem krachenden Donner. Da nun die Erscheinungen vulkanischer Ausbrüche mit denen des Gewitters den damaligen Menschen als ähnlich erscheinen, wird der Wohnsitz der Kyklopen in feuerspeiende Berge, namentlich den Ätna auf Sizilien, verlegt. Dort helfen sie als Gesellen dem Hephaistos beim Schmieden der Blitze.

Da alle diese übermenschlichen Wesen die furchtbarsten Naturkräfte symbolisieren, werden sie als ungeheure Riesen dargestellt, und der dichterische Mythos berichtet, daß selbst Uranos ihre Gewalt und Stärke als Gefahr für seine Regierung ansieht und sie in den Tartaros verstößt, wo er sie gefangenhält.

Seine Gattin Gaia schmerzt jedoch das harte Schicksal ihrer Kinder. So bewaffnet sie Kronos mit einer stählernen, von ihr gefertigten Sichel. Nachdem Kronos mit dieser seinen Vater unheilbar verwundet, befreit der die Titanen aus der Unterwelt. Diese vermählen sich nach dem Tode ihres Vaters mit den Schwestern und hinterlassen ein zahlreiches GöttInnengeschlecht.

Dazu kommt noch, daß aus den bei der Verwundung Uranos‘ herabfallenden Blutstropfen die mit Drachenfüßen ausgestatteten Giganten entstehen, ferner die Melischen Nymphen - das sind die Nymphen der Eschen, aus denen die Kriegslanzen gefertigt werden - sowie die Erinnyen (Tisiphone, Megaira und Alekto), die Rachegeister, durch die Verbrecher (ursprünglich lediglich Vatermörder) mit schrecklichen Qualen gemartert werden.

Im Geschlecht der Uraniden finden sich die Vorstellungen aller Himmelskräfte - die erzeugend, zerstörend und als sichtende Kraft auf das menschliche Dasein wirken - als persönliche Wesen dargestellt. Von Uranos selbst geht die Fruchtbarkeit aus, die die Erde vom Himmel her in der Feuchtigkeit des warmen, befruchtenden Regens empfängt.