MAI
2005

 
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"Mayday, Mayday" - Zur Demonstrationskultur am ersten Mai

 

Allgemein wird der erste Mai vor allem in Berlin mit Krawallmachern, Linksautonomen oder Krawall machenden Linksautonomen verbunden. Alles was nicht niet- und nagelfest ist, wird zur vermeintlichen Zerschlagung des Staatsapparates verwendet. Wuchtige Pflastersteine fliegen durch die Luft, Bierflaschen werden zweckentfremdet. Alles im Dienste einer neuen Revolution ? Sicher nicht. Der erste Mai ist apolitischer denn je.

Er fungiert mittlerweile als letzte Plattform einer Minderheit vermummter Linksradikaler, begleitet von "türkischen und deutschen Jungmachos", auf der Suche nach einem Fluchtweg aus dem monotonen Alltag. Sofern die linksradikale Szene jemals ein Ziel hatte, so ist es wohl heute endgültig vorbei damit. Es geht um Action im Zeitalter der Videospiele. Es geht um die Konfrontation mit der Staatsgewalt, die unreflektiert für alles verantwortlich gemacht wird, was schief läuft in diesem Land. Von politischem Aktionismus oder revolutionären Handlungen kann nicht die Rede sein. Der Rest der Republik protestiert verhalten gegen Hartz IV, ohne politische Gegenkonzepte zu entwerfen und agiert nach dem Motto: "Wir sind gegen alles, aber für nichts". Man trifft sich auf Straßenfesten zu Kaffee und Kuchen. In Berlin heißt das "Eindämmungsstrategie", für manch einen Medienguru ist es wahrscheinlich die Aktion "Bürger helfen dem Verfassungsschutz". Dies alles in einer Epoche, in der angeblich eine neue soziale Eiszeit auf uns herabzubrechen droht. Verkehrte Welt.

Wir erinnern uns. Am ersten Mai des Jahres 1886 rief die nordamerikanische Arbeiterbewegung zum Generalstreik auf, der darauf abzielte, den Achtstundentag durchzusetzen. Wenige Tage später schlug die Polizei eine Protestkundgebung blutig nieder, was als Haymarket Riot in die Geschichte einging. Infolgedessen wurde auf dem Gründungskongress der Zweiten Internationalen 1889 in Angedenken an dieses Ereignis der erste Mai als Kampftag der Arbeiterbewegung proklamiert. Obwohl der erste Mai auch in der Geschichte Deutschlands nicht immer glimpflich verlief, diente er dennoch dazu, Forderungen der Arbeiter wie etwa das Verbot von Kinderarbeit, Arbeitsschutzgesetze und bürgerliche Grundrechte durchzusetzen. Bis zu den Achtziger Jahren ging er auch in Berlin meist friedlich vonstatten. Ohne fliegende Pflastersteine. Aber mit politischem Programm und konstruktiven Vorschlägen, im Dienste der Gesellschaft.

ma