JUNI
2002

 
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Fußballweltmeisterschaft in Südkorea und Japan

 

Endlich ist es wieder soweit. Vier Jahre nach dem glanzvollen Sieg der Franzosen über die Brasilianer beginnt am Freitag, dem 31. Mai 2002, die Endrunde der 17. Fußballweltmeisterschaft in Südkorea und in Japan. Die ganze Fußballwelt steht auf dem Kopf. Kein anderes Turnier ist vergleichbar mit der WM. Sie ist das Mekka der Fußballfans. Fußball ist eine Religion, eine Lebensphilosophie oder eine Krankheit. Doch keine bösartige Krankheit, sondern ein Virus mit dem man geboren wird und das immer eine Woche vor einem grossen Fußballereignis ausbricht. Nicht nur für die Spieler bedeutet die Woche vor dem Beginn der WM blankes Entsetzen, sondern auch für die Fans. Man diskutiert und spekuliert. Schlaflosigkeit und Nervosität sind nur einige der Symptome, von denen die Fans geplagt werden. Das Eröffnungsspiel wird die Erlösung bringen.

Für die deutsche Nationalelf beginnt die Endrunde der WM am Samstag, dem 1. Juni, in Sapporo (Japan), Gegner wird Saudi-Arabien sein. Eine lösbare Aufgabe, aber man darf die “Brasilianer Asiens” nicht unterschätzen. Obwohl die Spiele gegen Irland (ohne Spielmacher Roy Keane) und Kamerun kein Zuckerschlecken für die DFB-Elf werden, ist das Erreichen des Achtelfinales eine durchaus mögliche Aufgabe für Deutschland. Pünktlich zu WM-Beginn meldete sich die deutsche Fußballlegende Franz Beckenbauer zu Wort: “Ich sehe gute Chancen für einen Titelgewinn.” Dagegen wirkt die Prognose von Gerhard Schröder wesentlich realistischer: “Rudi Völler hat einen guten Mannschaftsgeist ins Team gebracht, doch bevor falsche Erwartungen geweckt werden: Wir sollten realistisch bleiben.” Die möglichen Gegner Deutschlands ab dem Achtelfinale sind einfach zu stark. Doch man darf Deutschland nie unterschätzen.

Der Weg zum Titel wird sicher über Brasilien, Frankreich, Italien und Argentinien gehen. Die “Gaucho-Kicker” mit ihrem Spielmacher Ariel Ortega und Mittelfeldstar Juan Sebastian Veron gelten für zwei Drittel der Fußballwelt als neuer Weltmeister. Doch sie müssen sich zuerst in der “Todesgruppe” beweisen. Die Tagesform wird in diesen Gruppenspielen wohl entscheidend sein. Seit David Beckham wieder fit ist, wird England als Geheimtipp gehandelt. Die “Super Eagles” aus Nigeria und die Schweden (einziges Team mit zwei Nationaltrainern) werden es England und Argentinien nicht leicht machen. Die italienischen “Gelfanatiker” um Christian Vieri stehen in ihrer Gruppe vor nicht allzu schwierigen Spielen genau so wie Frankreich, Spanien und Brasilien. Will Brasilien den Titel zum fünften Mal holen, dann muss sich die “Selecao” nach der schwachen Vorstellung in der Qualifikation für die WM 2002 steigern (nur 9 Siege in 18 Spielen). Obwohl die spanische Innenverteidigung mit Nadel (35) und Hierro (34) nicht die jüngste ist, wird Spanien alles daran setzen, seine Schmach bei der WM 1998, als sie in der Vorrunde ausschieden, zu rächen. Eine Mannschaft, über die nicht so viel geschrieben wird, ist die belgische. Mit Marc Wilmots, der mit seinen 24 Länderspieltoren der erfolgreichste Nationalspieler Belgiens der letzten 30 Jahre ist, wird Belgien sicherlich für Furore sorgen.

Die Spiele der WM finden in 20 Fußball-Tempeln statt; Japan und Südkorea haben trotz ihrer Wirtschaftsprobleme sagenhafte 4,8 Milliarden Euro in neue Stadien gepumpt. Ein kleiner Nachteil, den es bei jeder WM gab, wird wohl die Zeitverschiebung sein. Eine kleine Änderung gegnüber der WM 1998 gibt's noch: Pro Zuschauer darf ein Becher Bier verkauft werden. In Frankreich gab es ein striktes Alkoholverbot. Obwohl der Beginn der WM im Schatten der Nichtqualifizierung der Niederlande steht, wird es wieder eine spannende WM werden. Eine WM mit vielen Toren und eine Überraschung wird die andere jagen. Es wird eine WM werden, in der alte Stars zu neuem Leben erweckt und in der neue Talente entdeckt werden. Eine WM der Trauer und der Freude.

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