APRIL
2002

 
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Der Stuttgarter Opernball
 

Nach zehn Jahren Pause endlich mal wieder ein Opernball in der Landeshauptstadt Stuttgart - dem 50-Jahr-Landes-Jubiläum sei Dank! Party bis vier Uhr morgens. Zwar nicht der Wiener Opernball, aber ein ganz eigenes schwäbisches Flair.

Sicherlich: am 2. März 2002 drückten sich keine kreischenden Teenies an den abgegrenzten Zaunmauern vor der Stuttgarter Oper die Nase platt, aber wie Herr Zehelein, der Intendant der Staatsoper Stuttgart, richtig bemerkte: „Wir brauchen keine eingeflogenen Stars. Wir haben selbst die Stars!“ Warum für die Mozartarien aus „Cosi fan tutte“ eine anstrengende Operndiva einfliegen, wenn man ein wunderbares Opernensemble mit Naglestad, Schneidermann, Shankle & Co. besitzt, das das ganze Finale aus dem ersten Akt auf die Bühne zaubert?! Warum irgend einen verstaubten alten Fernseh-Entertainer hervorkramen, wenn man in dem charmanten Ballettintendanten einen Moderator vorfindet, der mit seiner durch eine Erkältung kratzigen und rauchigen Stimme so „sexy“ durch den Abend führt?! Warum für einen Musicalausschnitt jetlaggeschädigte Broadwaymiezen einfliegen, wenn das weltberühmte John-Cranko-Ballett einfach alles kann - sogar steppen?! Und warum einen doch nicht wirklich lustigen Kabarettisten bemühen, wenn in dem Ex-Oberbürgermeister von Stuttgart, Manfred Rommel, ungeahnte komödiantische Talente schlummern?!

Das eineinhalbstündige Opernprogramm war ein großer Erfolg, trotz oder gerade weil nur eigenes „Hauspersonal“ den Abend gestaltete. Dabei war es anfangs für das Opernensemble gar nicht so leicht, die Aufmerksamkeit der gefräßigen Ballgäste mit dem Finale aus Verdis „Falstaff“ auf sich zu lenken. Doch als schließlich die jungen Schülerinnen und Schüler der John-Cranko-Schule mit einem zauberhaften Aufmarsch auf die Bühne kamen, schaute jedermann ihnen entzückt zu. Ein wunderschönes Bild - das nur noch durch das Defilee der Eleven, dem Corps de ballet bis zu den Ersten Solisten übertrumpft wurde, die - hach! - traumhaft über die Treppe von der Königsloge auf die Bühne schwebten. Das Ballett begeisterte weiterhin mit seiner Uraufführung der bunten Revue „Sugar“, wobei selbst die Tänzerinnen sangen. Das vom Alt-OB Manfred Rommel geschriebene, mit Spannung erwartete Schauspiel: „Auftritt eines schnell mit einem langsam sprechenden Schwaben“ gewann dank seiner im „Städtle“ schon bekannten, herzhaften Komik rasch an Fahrt, obwohl nicht alle Ballgäste, wie sie betonten, des schwäbischen Dialekts mächtig waren.

Ein strahlendes Finale des Ballprogramms gestaltete wieder das Ballett mit Ausschnitten aus dem Musical „42nd Street“, das die schwarze Opernsängerin Tichina Vaughn glanzvoll mit ihrer souligen Stimme bestimmte. Zu Walzerklängen von Lehár schließlich eröffneten die Ballettsolisten Julia Krämer und Tamas Dettrich mit Erwin und Edeltraud Teufel gegen 22.30 die Ballnacht, wobei Herr Teufel mit raschen Walzerdrehungen überraschte und seine Gattin sich tapfer schlug. Doch das war noch nicht das Ende des Balls, nein erst der Anfang einer langen Nacht! Auf drei Ebenen gab es Tanz, Verköstigung und musikalische Unterhaltung. Am beliebtesten war jedoch die große, prächtige Treppe, die von der Königsloge aufs Tanzparkett führte und eigens für diesen Abend aufgebaut worden war: „Sehen und gesehen werden“ war die Devise!
An den eigentlichen Anlass, nämlich das 50-jährige Jubiläum des Landes Baden-Württemberg vom 15.5. 1952 zu feiern, wurde jeder Ballbesucher noch nach Verlassen des Festes erinnert - jeder bekam eine kleine Anstecknadel mit Wappen und Festschriftzug geschenkt. Vielen Dank, Baden-Württemberg!

sn