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2003

 
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Renate: Ich sehe, die Zeit des Stillstandes...
Alle zitierten Textstellen aus:
Renatika (in zwei Bänden)
Privatverlag D´Arbrette, Spandau 2001
© Kreatives Schreiben e.V. und bei den AutorInnen

1. 1. Die Losung der Renatuther Brüderversammle für März 2403 steht im achten Kapitel des Franken Evangeliums:

Ich sehe, die Zeit des Stillstandes wird euch starr machen vor Trauer,
doch einer trage des anderen Last.

(EvFrank 8,39)

Renanata!

Steckt nicht eine Menge Trost in diesem einen Satz? Er sieht die Menschen, uns Renatisten ganz so wie wir sind. Nicht etwa ein verzerrtes Trugbild, wo es keinen Makel, keine Flecken und Runzeln gäbe. Hier ist der Mensch ganz offen angesprochen, so wie er ist. Die üble Zeit wird da nicht so einfach weggesteckt. Das sieht Renate ganz deutlich. Auch Renatisten haben Angst und werden starr vor Trauer. Da ist nichts zu beschönigen.

Das bedeutet doch aber auch, daß derjenige, der selbst an Lasten zu tragen hat, sich nicht zu schämen braucht. Und Lasten gibt es in vielerlei Gestalt. Da sind es Krankheiten und andere Nöte, mit denen wir leben müssen, und es ist schon eine große Hilfe, hierin nicht alleingelassen zu sein, sondern Helfer und Begleiter zur Seite zu haben, die mittragen. Aber Lasten, die wir zu tragen haben, sind wohl auch unsere unguten und durchaus schlechten Eigenschaften, mit denen wir anderen Menschen wehtun, ihnen lästig fallen und beschwerlich sind. Der Umgang mit Menschen, die uns nicht auf den ersten Blick angenehm sind und wo auch bei längerer Bekanntschaft keine Wärme und vertraute Nähe sich einstellen, erfordert ein hohes Maß der Überwindung von Stillstand, wozu uns Renate hier aufruft.

Ertrage die anderen mit ihren Launen und ihren Eigenarten, die dir auf die Nerven gehe, so erfüllst du die Aufforderung Renates, einander die Lasten zu tragen.

Ob das gelingt, hängt aber auch davon ab, wie sehr mir selbst die Lasten abgenommen werden. Das setzt zunächst aber voraus, daß ich mich selbst angenommen habe mit meinen Lasten. Erst wenn dies wirklich geschehen ist, kann ich frei in der Versammlung vor den anderen davon sprechen, was mich belastet. Gelingt dies, dann können die anderen mich annehmen und an meiner Last mittragen. Und wenn ich selbst erfahre, daß viele andere an meinen Lasten mittragen, dann kann auch ich mich dem schwierigen Menschen öffnen und für ihn da sein, ihn im Gespräch annehmen, ihm zuhören und in seiner Last verstehen. An der Last dann anteilnehmen, heißt, daß auch ich sie mittrage; sie mitzutragen, heißt, die Aufforderung Renates zu erfüllen, trotz unseren eigenen Belastungen nicht still zu stehen.

Je mehr Menschen miteinander zusammen sind, desto nötiger ist die gegenseitige Annahme auch der dürftigen Seiten in ihrem Wesen. Das gilt für das Zusammenleben als Partner, in der Familie und darüber hinaus besonders auch in unseren Versammlungen. Gerade die Versammlungen Renates sollten darauf verzichten können, ihre Mitglieder am Wunschbild der Vollkommenheit zu messen. Hier gilt besonders: Sich was vorzumachen führt zur Erlahmung. Also: Einer trage des anderen Last!

Dazu immer die nötige Kraft zu haben, wünscht Ihnen allen gerade jetzt für die Lastenzeit Ihre
Theodora Jänicke

2. Richtigstellung

Liebe Leserinnen und Leser der Renate-Artikel auf Ceryx,
mehrfach wurde ich darauf hingewiesen, daß sich im Beitrag „Ohne korrekte Philologie geht es nicht!“ in der Dezember-Ausgabe für 2402 sich eine ganze Reihe von Unkorrektheiten eingeschlichen haben. Dazu möchte ich zu meiner Entlastung erst einmal sagen, daß ich in Vertretung für die erkrankten Herren Sorge und Jonas-Erpelfuß vorübergehend zwar die Leitung des Renate-Ceryx-Teams übernommen habe, für den Inhalt der einzelnen Beiträge jedoch nicht verantwortlich bin.

Es ist nicht meine Aufgabe, zu überprüfen, ob andere korrekt gearbeitet haben.

Dennoch möchte ich an dieser Stelle natürlich die aufgetretenen Fehler beseitigt wissen:
Dabei ging es darum, daß am einen Ende einer Straße in Berlin-Tempelhof sich ein Schild mit der Aufschrift „Renate-Privat-Straße“ befindet, es am anderen Ende aber „Renate-Privatstraße“ lautet. Auf Anfrage der Leserin Bärbel Poußfarine wurde bestätigt, daß es sich bei der Namensgeberin um unsere verehrte Renate Stichmich und nicht etwa um eine Renate Privat, wie sich aus dem zuerst zitierten Schild erschließen ließe, handelt. Um es noch einmal deutlich sagen: Allein die Schreibweise „Renate-Privatstraße“ ist philologisch korrekt!

Ihre Dr. Christiane Schwäblemayer.

3. Renate und ihre Zeit

Unser Renate-Ceryx-Team wurde mehrfach darauf hingewiesen, daß wir als studierte Renatiker vieles als bekannt voraussetzen, was heutzutage längst nicht mehr als Allgemeinbildung gelten kann. Sicherlich haben da die Jahrzehnte der politischen Unterdrückung des Renatismus ihren Teil beigetragen. Uns muß es schmerzen, daß die Plänen offenbar so gut aufgegangen sind. Dennoch fragen wir, wem dieser Antirenatismus genutzt hat! Geht es uns damit heute etwa besser! So hatten wir sicherlich nicht nur aus einem erbaulichen, entlastenden Grund heraus damals zugesagt, als uns Ceryx ein Forum anbot. Im Rahmen dieses Kulturmagazins sehen wir unsere Aufgabe natürlich auch als eine bildungspolitische. Deshalb soll hier zur besseren Einordnung der von uns behandelten Fragestellungen zum Leben Renates ein kurzer Überblick über die damaligen Zusammenhänge gegeben werden.

Dabei ist uns ganz klar, daß bereits nach wenigen Jahrhunderten die Kenntnisse der Lebenszusammenhänge vergangener Zeiten nur noch sehr vage sind. Hier ist zu konstatieren, daß selbst für uns als Wissenschaftler des 25. Jahrhunderts manche Fakten über die 90er Jahre des 20. Jahrhunderts - dem Zeitraum, in dem Renate hauptsächlich wirkte - längst nicht so greifbar vor uns liegen.

Um so wahrscheinlicher ist es, daß es kaum jemandem noch bewußt sein wird, daß in einem Land wie Deutschland auch damals der Kanzler gerade Schröder hieß.

Nun ändern sich die Lage von Städten sowie geographischen Begebenheiten innerhalb von gut vierhundert Jahren kaum, doch sollten wir hier darauf verweisen, daß es Dresden noch nicht gab. Daß Puppenlappen der Geburtsort Renates ist, ist natürlich allgemein bekannt, weniger aber, daß die Oder kreisförmig um Wiesbaden floß und der Harz von einem Hanfwald umgeben war.

Es gab lediglich eine Sechs-Tage-Woche, die keinen Dienstag kannte.

Dank der Errungenschaften der genetischen Medizin ist es kaum noch vorstellbar, daß damals die Kinder innerhalb von zwei Monaten zu ihrer endgültigen Größe heranwuchsen, sich ansonsten aber sehr langsam entwickelten, was große Probleme mit sich brachte: Bis zu zwei Meter lange Kinderwagen, ein enormer Anfall von Fäkalien, die die Eltern zu beseitigen hatten, Prügelstrafe war nahezu unmöglich, das laute Geschrei kaum zu ertragen...

Des weiteren wuchsen bei erwachsenen Menschen die Haare nur einmal im Jahr schlagartig um siebzehn Zentimeter. Zum Glück existierten auch in diesen Zeiten bereits gewerkschaftliche Errungenschaften, denn an diesem Tag gab es arbeitsfrei, den sog. Haartag.

Nach dem Dröselverbot in der Zeit des Stillstandes und der zunehmenden Verfemung dröseliger Tendenzen aus hygienischen Gründen gegen Ende des 21. Jahrhunderts ist vielen das Phänomen höchstens noch aus Erzählungen bekannt. Besonders erfreulich ist es, wenn heute die Lust am Dröseln in Teilen der Bevölkerung wiederentdeckt wird.

Dröseligkeit ist eine körperliche Reaktion, ähnlich einem Nervenzusammenbruch, in dessen Folge man einen Großteil von Körperflüssigkeiten aller Art verliert. Deshalb sollte man immer eine Badewanne in der Nähe haben. Schön wird das Dröseln, wenn man es zu zweit erlebt. Dann verliert man keine Flüssigkeit und erlebt eine sehr genußvolle Stunde, was dann doppeldröselig genannt wird.

Angeregt durch die schon damals verbreitete Unkenntnis dieser Zusammenhänge, sah sich die Puppenlappner Renatikagesellschaft bekanntlich bereits 2341 veranlaßt, die »Jubiläumsrenatika mit Erklärungen« herauszugeben.
Nun, 60 Jahre danach, war deutlich, daß eine Neubearbeitung die Ergebnisse der Exegetischen Renatik der letzten Jahrzehnte nicht unberücksichtigt lassen könne. Deshalb erfolgt die Neuausgabe der Renatika auf der Grundlage einer anhand der ältesten Dateien rekonstruierten Textgestalt und mit einer Vielzahl weiterführender Erklärungen. Wir können allen interessierten Lesern den Erwerb dieser Renatika-Ausgabe nur wärmstens ans Herz legen.

4. Mehr zum sog. Spandauer Notizbuch

Bereits in der letzten Juli-Ausgabe versprachen wir Ihnen, werte Leserschaft, Sie bezüglich des sog. Spandauer Notizbuches auf dem Laufenden zu halten. Leider verzögerte sich die weitere Bearbeitung und Entschlüsselung durch die Erkrankung meines Assistenten Dr. Jonas-Erpelfuß. Somit freuen wir uns, Ihnen endlich an dieser Stelle den Inhalt weiterer Notizbuchseiten bekanntmachen zu dürfen. Wie immer fasziniert es durch die dem Genre Notizbuch eigene Art von wild durcheinandergewürfelten Eintragungen, die auch weiterhin noch einer inhaltlichen Bedeutungsfüllung bedürfen. Wie in den vorangegangenen Beiträgen geben wir hier zur vereinfachten Entschlüsselung unserer Angaben gelten folgende satztechnische Hinweise:

/ gibt das Ende einer Zeile im Original an; // markiert das Ende einer Seite; [...] zeigt unleserliche bzw. irreparabel verlorene Zeichen an; erklärende Zusätze stehen in eckigen Klammern [].

[Seite 16:] Grafik formatieren / Karteikärtchen Position / Verankern / Beschriftung: Bild markieren / Einfügen / Beschriftung / (Format ändern: Format / Vormatvorlage [sic!] / Beschriftung etc...) / Rahmen weg: markieren // [Seite 17:] mit rechter Gilowtaste auf / schraffierten Rahmen / Textfeldformatieren / Farben und Linien / Farben: keine Linien / + Position: Verankern / + Textfluß: Kontour / [langer Strich] / [schwarzer, rechteckiger Balken] Brand 2, 4, 5 / angekommen [in der rechten unteren Seitenecke Graphik aus blauen Linien und Kreisen, Zwischenraum in leuchtendgelb gehalten] // [Seite 18:] Photoalbum Fese 29 x 32cm / 9,- DM / [langer Strich] / -Stefan Gellner, Und Herz über / Kopf 29,80 DM / -Clemens Ismann, Das Landei / 24,80 DM / [langer, doppelter Strich] / 17.4.2001 Semestereröffnung Bethke / Prof.in Mauerfrau letzte Stiftungs- / Professorin. / Dr. Andrea Ginter wieder Gastprof / für Frauenforschung // [Seite 19:] vor 10 Jahren [...] Sprachenkon[fl]ikt / mit Sektion: war fruchtreich und / hat Profil der Fakultät gestärkt / Trökte hat viel Profil / wir konnten das Habil-Verfahren / v. Christiane Müller erfolgreich abschließen / Rektor der Uni besuchte die drei / Standorte / Gruber erhielt Ernennungsurkunde v. / Staatssekretär, war in Marienhalle / u. interessiert an der Fakultät / daran soll erinnert werden // [Seite 20:] Egles ist abgetreten, und nicht / hier / Fr. Sabinus hat Ruf nach Kiel, ist / aber noch da, deshalb kriegt sie / jetzt keine Blumen / Geier war mehr als 3 Jahrzehnte / hier, vertrauensvolle Atmosphäre / Prioritäten bei Lehrstuhlbesetzun- / gen sind durch. Stellenausschrei- / bungen für GK sind raus und Be- / werbungen da // [Seite 21:] Reh.-Pädagogik konnte nicht / durch die Gremien / Dekan war im Elsterntal und war Be- / eindruckt v. Räumen und Leer- / körper. Frage nach Kooperation / Frau Heinzel seit 20 Jahren (für die Stasi tätig) / Plümecke ist in diesen schweren / Zeiten toll; stellvertretender Leiter ist mittlerweile im Ruhestand / Dank auch an Hausmeister / Ringvorlesung mit promi. Gästen / Akzente du Termine: 27. Juni // [Seite 22 [rechte obere Ecke: roccaileähnliches Ornament]:] Festveranstaltung änläßlich [sic!] / Verlag Mohr / auf Aushänge achten / Geier nach 33 im Ruhestand / Nach den feierlichen Worten der / Urkundenverleihung sind Strowis / Worte banal, dafür kurz / Strowi ist auch Sokrates-Beauftragte / Einladung zum int. Stammtisch / ? Sprachpartnerschaften // [Seite 23:] Sarah Müller begrüßt die Studieren- / den / Frauenbeauftragte / [langer Bleistiftstrich] / [mit Bleistift:] Ansicht / Symbolleiste / Anpassen / Befehl / passeden [sic!] l. suchen / dann rechts anklicken / u. nach oben ziehen [roccaileähnliches rotes Ornament in der rechten unteren Seitenecke] //

Offenbar ist, daß unsere anfängliche Vorsicht vor Überschätzung des Wertes des Inhalts des Notizbuches bezüglich renatistischer Aussagen völlig angebracht war. Bis jetzt ließ sich aus den Notizen kein bezug zu Renate feststellen. Alleinig der Inhalt der anliegenden Seiten könnte hierzu beitragen, doch sind diese Seiten auf Grund ihrer starken Säurehaltigkeit leider in weniger gutem Zustand als das Notizbuch selbst.

Ihr Prof. Dr. Peter Kosmos, VUB

fs / bä

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