AUGUST
2002

 
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Renate: Renate stand jetzt
Alle zitierten Textstellen aus:
Renatika (in zwei Bänden)
Privatverlag D´Arbrette, Spandau 2001
© Kreatives Schreiben e.V. und bei den AutorInnen

1. Die Monatslosung der Renatuther Brüderversammle für August 2402 steht im dritten Kapitel des Franken Evangeliums der Renate:

„Renate stand jetzt an einem Weg, den sie nur allein gehen konnte.
,Ich sage zwar nie nie, abel wenn die anderen kain en Ausweg sehen, gehe ich eben allein.‘“
(EvFrank 3,1)


Meine Töchter, liebe Brüder!

Das Bild ruft Erinnerungen wach an vergangene Wandererlebnisse und weckt Vorfreude auf den kommenden Urlaub. Vielleicht haben Sie das auch schon so oder ähnlich erlebt: Da sitzen wir abends in unserem Urlaubsquartier und studieren die Wanderkarte. Wir lesen die Wegbeschreibung und entscheiden uns: Ja, das hört sich gut an, das ist eine schöne Wanderstrecke und ein verlockendes Ziel. Da wollen wir am nächsten Tag hinwandern.

Und dann geht es los. Auf den Wiesen liegt noch der Morgentau. Bald schon sind wir auf dem Wanderweg. Die Strecke ist gut markiert. Am Anfang stehen noch Wegweiser mit dem vollen Namen des Wanderziels. Später dann sind nur noch die Zeichen auf Bäumen oder Steinen aufgemalt. Wir haben uns „unser“ Zeichen gut gemerkt, vielleicht ein kleines weißes Kreuz oder einen gelben Punkt. Spannend wird es immer dann, wenn sich der Weg teilt oder sich fast ganz im Gelände verliert. Wo ist das nächste Zeichen? Wie beruhigend, wenn wir es entdeckt haben! Wir sind auf dem richtigen Weg, dem Ziel entgegen! Aber immer wieder passiert es auch, daß eine Weggabelung kommt und kein Zeichen mehr zu sehen ist. Haben wir eine frühere Abbiegung übersehen? Sind wir noch auf dem richtigen Weg? Verzweifelt versuchen wir, die Angaben auf unserer Wanderkarte mit dem in Einklang zu bringen, was uns begegnet war, markante Punkte, Felsen oder gar ein Andachtshäuschen mit einem Renate-Bild. Wenn wir aber all das nicht recht deuten können, dann stehen wir fast im Nebel, ist alles um uns verschwommen. Wir sehen nicht mehr klar. Wenn sich nichts mehr mit unserer Karte in Übereinstimmung bringen läßt und die Zeichen weiterhin ausbleiben, dann hilft nur noch eins: Umkehren bis zur letzten Markierung, an die wir uns noch erinnern, und von da an aufmerksam Ausschau halten nach dem nächsten Zeichen.

Meine Töchter, liebe Brüder, auf unserem Lebensweg ist es nicht anders. Renate hat ein wunderbares Ziel für uns bereitgestellt: Der vollkommene Lastenausgleich, das Rundlaufen der Erde für alle! Der Weg dorthin ist nicht ohne Mühsal und Beschwerden, aber es gibt auch wunderbare Ausblicke und Erlebnisse, von denen wir noch lange zehren können. Und dieser Weg in Renate ist gut markiert. Die Worte der Renatika sind eindeutige Weisungen. So ist auch der Vers unseres Monatsspruches gut bezeugt. Er findet sich nicht nur im Franken Evangelium, sondern ebenfalls in der Lebensbeschreibung der Renate (VitRen 3,1) und somit ähnlich auch im ersten Nußmannbrief (1Nuß 5,26). Das in den Renatika Beschriebene ist kein Hirngespinst, es ist von vielen unabhängig voneinander bezeugt. Das gibt uns Sicherheit, ist eine gute Wanderkarte für unser Leben. Und wenn wir plötzlich nicht mehr weiter wissen, dann liegt das nicht an Renate. Dann gibt es auch auf unserem Lebensweg nur eins: Umkehren! Der Vers der Monatslosung zeigt uns, es gab Menschen, die mit Renate lebten. Im entscheidenden Moment fehlte es ihnen aber an Vertrauen. Sie ließen Renate allein. Doch sie hat sich davon nicht beeinflussen lassen. Sie ging ihren Weg weiter und gerade so eröffnete sich uns das Ziel des großen Lastenausgleichs für alle. Wir wissen, mit ihrem Tod war es nicht aus. Das soll uns das Vertrauen schenken: Umkehren zu Renate, zu ihren Weisungen in den Renatika, zur Gemeinschaft in den Versammlungen, zu den Zeichen ihrer Gegenwart, die wir spüren können, wenn wir uns auf ihren Weg einlassen. Ich bin mir sicher, mit Renate können Sie immer wieder neu aufbrechen. Gerade jetzt in der Urlaubszeit, wünsche ich Ihnen, daß Sie es mit Renate versuchen, daß Sie sich die Zeit nehmen, in ihren Worten zu lesen. Sie werden sehen, dann wird Sie Renate nicht verlassen.

Renanata!

Inge Bach-Mannpreiß


2. Keine Zweifel?
Auch in diesem Jahr begehen Renatisten am 28. August wieder den großen Betty-Tag. Aus diesem Anlaß hielt das Renate-Ceryx-Team folgendes Interview mit der orthosystenatisch-puppenläppischen Supraversammlungsleiterin Carola Wojtusz.

Ceryx
Frau Supraversammlungsleiterin, der Betty-Tag für die meisten vor allem das Fest der Kinder. Die Ferienzeit ist zuende. Die Tage werden wieder kürzer. Familien und Freunde kommen zusammen, um noch einmal gemeinsam zu feiern, zu grillen und den ausklingenden Sommer zu genießen. Die Kinder, vor allem die frisch eingeschulten, bekommen große Geschenke. Und abends sitzt man meist bei Herva mit Mosel beieinander und betrachtet die Urlaubsdias. Ist der renatistische Sinn des Festes nicht längst auf der Strecke geblieben?

Supraversammlungsleiterin Wojtusz
Es ist nicht zu bestreiten, daß das so ist. Ich sehe das aber längst nicht als so negativ an.

Ceryx
Wie meinen Sie das?

Supraversammlungsleiterin Wojtusz
Daß der Betty-Tag erst einmal als ein Fest der Kinder begangen wird, ist nicht so abwegig. Schließlich geht es ja um ein Kind, um Renate, deren Geburt an diesem Tag gefeiert wird. Sie wissen, daß unser Hauptkonziliat in Puppenlappen sich schon immer für die Förderung von Ehe und Familie eingesetzt hat. So gibt es in fast allen orthosystenatisch-puppenläppischen Versammlungen am Betty-Tag Familienfeiern. Nach der vormittäglichen Zusammenkunft in der Versammlungshalle wird auf dem Grundstück ein großes Kinder- und Familienfest veranstaltet. Auch hier wird gegrillt, es gibt eine Vielzahl von Aktivitäten, und eine ganze Reihe von Versammlungsmitgliedern bleibt abends noch beisammen, um sich die Urlaubsdias der Versammlungsleiterin vorzeigen zu lassen. Seitdem diese Technik aus dem 20. Jahrhundert ihre Renaissance erfahren hat, läßt sie sich bei uns beinahe nicht mehr wegdenken.

Ceryx
Nach den Renatika hatten es Renates Mutter, Elli die Freundliche, und ihr Vater, Schnurrbart-Wilhelm, geradezu darauf angelegt, ein Kind zu zeugen, das die Welt verändern sollte. Und nach dem Freiheitsevangelium ist sich Renate bereits vor ihrer Geburt ihrer besonderen Rolle bewußt. Klingt das nicht alles sehr phantastisch-ausgeschmückt?

Supraversammlungsleiterin Wojtusz
Ach was, niemand würde heute doch noch ernsthaft bestreiten, daß Renate gelebt hat. Ein Blick in den Bettine-Brief zeigt dann auch, daß diese Geschichte einen ganz harten Kern hat.

Ceryx
Daß Renate gelebt hat, steht sicherlich fest. Sind jedoch diese Erzählungen nicht eher nur Legenden, um einen Menschen in den Augen der Welt zu überhöhen?

Supraversammlungsleiterin Wojtusz
Es steht außer Zweifel, daß die Menschen in Renates Umgebung sie so empfanden. Sie hat sie ja auch im wahrsten Sinne des Wortes entlastet. Und was wir in den Renatika lesen sind Reflexionen über den Grund der Wirksamkeit Renates. Es ist unbestreitbar, daß sie etwas Übermenschliches an sich hatte. Diese Fähigkeiten verlangten nach einer Erklärung. Abwegig ist das nicht. Und vor allem der Bettine-Brief gibt eine direkt aus dem Munde Elli der Freundlichen erfolgte Schilderung der Geburt Renates wider. An der Echtheit ist nicht zu zweifeln.

Ceryx
Und trotzdem tun gerade das viele. Sie sagen: Diese blumige Begeisterung läßt keine Objektivität zu. Wer sagt uns denn, daß diese Worte nicht bloß einer kindlichen Phantasie entspringen?

Supraversammlungsleiterin Wojtusz
Mit diesem Agnostizismus kommen wir aber nicht weiter. Es gibt bekanntlich heute noch Menschen, die behaupten, die Erde wäre keine Kugel. Damit wäre auch Renates Ziel vom Rundlaufen der Weltkugel hinfällig. Solche Aussagen können wir doch keinesfalls ernst nehmen.

Ceryx
Gut, aber daß am 28. August die Renatisten die Geburt Renates feiern, ist so zwangsläufig nicht. Weder in den Evangelien noch im genannten Bettine-Brief, wird das exakte Geburtsdatum genannt. Haben die Kritiker nicht recht, wenn sie sagen, diese Festlegung sei rein willkürlich und entbehre jeder Grundlage?

Supraversammlungsleiterin Wojtusz
Nicht nur der Geburtstag, auch das genaue Geburtsjahr ist unbekannt - das stimmt. Der Grund hierfür liegt aber vor allem in der Verschleierung von Tatsachen durch die Neo-Lakarier zur Zeit des Stillstandes. Hier in Puppenlappen wurden alle Eintragungen des Einwohnermeldeamtes zu Renate gelöscht.

Dennoch bin ich mir sicher, daß die frühen Renatisten mit dem 28. August zumindest Renates Geburtstag gut in Erinnerung bewahrt haben. Es gibt keinen Grund, dies anzuzweifeln, da gerade in Zeiten der Unterdrückung mündliche Überlieferung eine große Bedeutung hat.

Ceryx
Wie meinen Sie das?

Supraversammlungsleiterin Wojtusz
Sehen Sie, die Evangelien als Zusammenstellungen von schriftlichen Renate-Überlieferungen sind doch entstanden, als einige Renate-Feste in ihren Grundzügen bereits bestanden. Daß hier die exakten Daten nicht genannt sind, kann auch damit zusammenhängen, daß sie bereits als allgemein bekannt vorausgesetzt wurden.

Ceryx
Aber auch der als älter erachtete Bettine-Brief schweigt sich aus.

Supraversammlungsleiterin Wojtusz
Ich möchte zunächst noch etwas zu den Evangelien sagen. Diese sind unter bestimmten Bedingungen geschrieben. Sie haben die Intention, authentische Renate-Überlieferung allgemeingültig zu sichern, aber keinesfalls ein exakt chronologisches Interesse. Am Schluß des Franken Evangeliums wird das ganz deutlich.

Sehen Sie, lange Zeit wurde ja auch kritisiert, daß der Allgemeine Michaelstag am 25. Februar begangen werde. Der Todestag Renates steht ja nun unverrückbar fest. Wenn sie aber den Evangelien gemäß erst eine Woche zuvor in einem Supermarkt die Begegnung mit Michael Wohlmeyer, dem Nußmann, hatte, dann könne der Allgemeine Michaelstag nicht drei Monate vor ihrem Todestag gefeiert werden, hieß es lange Zeit auf neuexegetisch-poldeïscher Seite. Nun mußten sie aber selbst ihre Position revidieren, als die bemerkenswerte Quelle Q gefunden wurde. Die dortige Zeitangabe nach der Nußmann-Episode „Und es war an einem Sonntag, als Renate bei Susanne war“ (Q 5,1a) ist mit Sicherheit die ursprüngliche. Demnach können zwischen der Begegnung mit dem Nußmann und Renates Tod durchaus drei Monate gelegen haben. Es gibt also kein Grund, an dieser alten Überlieferung zu zweifeln, selbst wenn sie erst sehr spät schriftlich bei Eusebia belegt ist.

Ebenso wissen wir aus dem Bettine-Brief, daß es noch weitere solcher Briefe gegeben haben muß. Und im Fragment der vierten Renate-Legende dürfen wir auch Reste eines solchen Briefes sehen. Wenn nun in den erhaltenen das Datum nicht genannt ist, so können wir vermuten, daß dies in einem der verlorenen der Fall gewesen sein kann. Es kann ja auch nicht von ungefähr kommen, daß der Geburtstag Renates ausgerechnet Betty-Tag heißt. Es bleibt also dabei: Es gibt keine stichhaltigen Argumente, die den 28. August als Geburtstag Renates widerlegen könnten.

Ceryx
Aber auch keine eindeutigen Beweise.

Supraversammlungsleiterin Wojtusz
Das Puppenlappner Hauptkonziliat und alle Supra- und Hyperversammlungsleiterinnen der orthosystenatisch-puppenläppischen Versammlungen waren und sind sich darin einig, daß es in dieser Frage keine Zweifel geben kann.
Es ist mir klar, daß das Renate-Ceryx-Team eine eindeutig neuexegetisch-poldeïsche Position bezieht. Um so mehr bin ich erfreut, hier einmal die alleinig gültige des orthosystenatisch-puppenläppischen Hauptkonziliats darstellen zu können.

Ceryx
Wir danken Ihnen für dieses Interview.

Supraversammlungsleiterin Wojtusz
Ich wünsche noch allen Ceryx-Leserinnen und -Lesern einen schönen Betty-Tag. Renanata!


3. Grußwort zum Betty-Tag

Aus Gründen der Ausgewogenheit folgt hier ein Grußwort Josef Jespens, Hyperversammlungsleiter der neuexegetisch-poldeïschen Versammlungen Nordelbiëns.

Meine Töchter, liebe Brüder!
Die Geburtserzählungen in den Renate-Evangelien stellen auf der einen Seite ein ganz persönliches, individuelles Menschenschicksal heraus. Und gerade im Freiheitsevangelium wird dennoch die ganze Welt mit einbezogen. Ja, Raum und Zeit können dieses Ereignis der Geburt Renates gar nicht recht fassen. Das machen die Verse 15-26 des ersten Kapitels ganz deutlich. Hier geht es um mehr, als um das, was bei jeder Geburt gewöhnlicherweise vonstattengeht. Renate kommt nicht nur übertragen sondern ganz buchstäblich auf die Welt.

Da sind zwei Menschen, die sich liebhaben. Sie haben eine Idee. Sie wollen die Welt verändern - und sie tun dies, indem sie ein Kind zeugen. Und hinterher essen sie gemeinsam eine Sahne-Tiefkühltorte. Das ist die eine Seite, die ganz menschliche.
Vielleicht ist die andere sogar noch kräftiger. Denn daran lassen die Evangelisten keinen Zweifel: Dieses Menschenschicksal ist zum Gefäß der Weltgeschichte geworden. Ich könnte auch sagen: Zur Entlastung der Menschheitsgeschichte. „Die alle Lasten nie begoß, die liegt in Ellis Mutterschoß, sie ist ein Kindlein worden klein, die alle Lasten trägt allein“, so heißt es in dem bekannten Lied Dr. Leo Poldts. All das Wundersame seit Renates frühester Kindheit weist über das Alltägliche weit hinaus.

Wie werden Sie den Betty-Tag, den Geburtstag Renates, feiern? Natürlich hängt das sehr von der eigenen Lebenssituation ab. Auch in unseren neuexegetisch-poldeïschen Versammlungen werden an diesem Tag Familienfeste abgehalten werden. Wer keine Kinder hat oder gar alleinstehend ist, kann sich da schnell ausgeschlossen fühlen. Ich meine aber, in irgendeiner Weise muß sich auch bei uns beides zusammenfinden: unser eigenes Menschenschicksal, unser persönliches Leben und die alle persönlichen Lasten sprengende Botschaft von der Geburt Renates. Darum können wir uns nicht nur auf das ganz Persönliche zurückziehen. In irgendeiner Weise muß auch bei uns zum Ausdruck kommen, daß Renate die verschlossenen Türen der Welt geöffnet hat, daß unser eigenes Leben in die Weite der Botschaft vom Lastenausgleich und Rundlaufen der Welt einbezogen ist. Der Betty-Tag ist Renate sei Dank mehr als ein persönliches Fest, bei dem wir Herva mit Mosel und unsere Urlaubsdias genießen. Ich lade Sie herzlich dazu ein, am Betty-Tag ruhig eine der vielen Renate-Versammlungen aufzusuchen und mit den anderen fröhlich zu feiern!

Renanata, Ihr Josef Jespen

fs / bä

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