JANUAR
2002

 
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EXTRA

 

So wie ein Schaf zum Schlächter gefahren wird
Alle zitierten Textstellen aus:
Renatika (in zwei Bänden)
Privatverlag D´Arbrette, Spandau 2001
© Kreatives Schreiben e.V. und bei den AutorInnen

Die Monatslosung der Renatuther Brüderversammle für Januar steht im 1. Kapitel des Franken Evangeliums der Renate:

„So wie ein Schaf zum Schlächter gefahren wird,
Wie ein verseuchtes Tier verbrannt wird,
So war es auch mit Renate;
Sie ließ sich hinschlachten für uns.“
(EvFrank 1,16)


Meine Töchter, liebe Brüder!

Die Ausbreitung der BSE-Seuche, im Volksmund „Rinderwahnsinn“ genannt, erregte in den Jahren 2000/01 großes Aufsehen. Eine breite öffentliche Diskussion setze ein, die nach den tiefen Ursachen der Krise suchte. Dabei ging es bald um die Umstände der Tierhaltung. Die erwiesen sich als recht unappetitlich. Manchem wurde zum ersten Mal klar, daß das Fleisch am Ende mehr kostete als das, was an der Ladenkasse dafür bezahlt werden mußte. Die Umstände industrieller Fleischproduktion der Jahrtausendwende zeigten sich in ihrer ganzen Mitleidlosigkeit. War es noch vertretbar, daß Tiere, die Pflanzenfresser waren, das Fleisch der eigenen, noch dazu kranken Artgenossen vorgesetzt bekamen?

Wissenschaftlich ist dagegen nichts einzuwenden - wird man vielleicht noch heute sagen können. Eiweiß ist Eiweiß, egal wo es herkommt. Doch viele Menschen hatten das Empfinden, daß da eine Grenze überschritten worden war. Darf die Wissenschaft, gepaart mit Profitdenken wirklich das letzte Wort haben, wenn es um das Verhältnis zu unseren Mitwesen, den Tieren geht? Das obige Renatika-Wort will uns eine Leitlinie sein. Sicherlich ist der Mensch ein Allesfresser, so dienen ihm auch Tiere zur Nahrung. Das bleibt bestehen. Der Lastenausgleich in Renate verbietet aber jeglichen Zynismus im Umgang mit den Mitwesen des Menschen. „Fleisch ist Fleisch“, hätten die Renatisten der ersten Stunde auch denken können. Aber sie setzten die verseuchten Tiere mit der durch die Lakarier geschundenen Renate gleich. Schlachten ist schlimm genug. Es soll den Menschen aber nicht verführen, seine Mitwesen zu verhöhnen, wie es die Lakarier mit Renate taten. Damit stünde seine eigene Würde auf dem Spiel, und seine Verantwortung für den Lastenausgleich in Renate könnte er nicht gerecht werden.

Renanata!

Theodora Jänicke.