SEPTEMBER
2002

 
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Renate: Vertrauenssache - Ja zum Leben mit Geländer
Alle zitierten Textstellen aus:
Renatika (in zwei Bänden)
Privatverlag D´Arbrette, Spandau 2001
© Kreatives Schreiben e.V. und bei den AutorInnen

1. Die Monatslosung der Renatuther Brüderversammle für September 2402 steht im Nußmannbrief:

"Vertrauenssache - Ja zum Leben mit Geländer"

Das Leben ist immer wieder eine Vertrauenssache, liebe Leserinnen und Leser, und das in vielfältiger Weise:

Ich muß mich trauen und dem anderen etwas zutrauen, Lebenspartner lassen sich oft trauen, und nichts stärkt mich und meine Mitmenschen mehr als das gegenseitige Vertrauen! Bestandteil dieser Trau-Wörter ist die Treue. Diese brauche ich zu mir selbst wie zu anderen, damit andere wissen, woran sie mit mir sind, und ich weiß, ob Gemeinschaft mit anderen gelingen kann.
Von diesem Fundament des Vertrauens und der Treue spricht auch die diesmonatige Losung der Renatuther Brüderversammle. Diese Losung soll eine Art Geländer meines Lebensweges in den kommenden Wochen sein. Sie soll mich in dunklen und verzagten Stunden vor dem Absturz in Angst und Depression schützen, mir rechtzeitig Gefahrenpunkte im Auf und Ab des Alltags signalisieren. Diese Monatslosung steht im ersten Nußmannbrief im dritten Kapitel (Vers 10) und lautet nach der Neuausgabe der Renatika:

„... wenn dieser Tag kommt, daß sie an den Lastenausgleich glauben und den Geist Renatens und mit Herz und Händen zum Lastenausgleich beitragen und auf keine andere Logistik vertrauen, dann wird auch der Tag kommen, an dem sie an dieses glauben müssen.“

Renate als die Gut-Tuende ist also der Ziel- und Angelpunkt dieser Losung, in der ihre Treue zu uns mit Vertrauen beantwortet wird! Sie kann mich dadurch erlösen, daß ich nicht Medien, Horoskope, Wahrsager oder „die Leute“ bestimmen lasse, was für mich „in“ zu sein hat, sondern nach derjenigen frage, die das Rundlaufen für diese Welt will.

Gerade haben wir die Geburt Renates gefeiert. Sie war ein Mensch, in dessen Reden und Tun dieser Lastenausgleich uns so nahe gekommen ist, daß das Gute begreifbar geworden ist. Vertrauen wir uns derjenigen an, die seit Jahrhunderten durch Menschen wie Michael Wohlmeyer und Clementine, wie Dr. Leo Pold und Edith Bonfer (um nur einige wenige zu nennen) Guttuendes gewirkt hat, dann hat unser Leben ein tief verankertes Geländer!

Trotz mancher Sorgen, Ängste und Probleme können wir dennoch „Ja“ sagen zu dem uns geschenkten Leben. Daß Ihnen das gelingen möge, wünscht Ihnen

Ulrike Puppenlappner, Versammlungsleiterin in der Braunschweiger Weststadt.


2. Überlieferungen sind bedeutungslos!

Im letzten Monat wurde am 28. August der große Betty-Tag begangen. Aus diesem Anlaß hatte das Renate-Ceryx-Team ein Interview mit der orthosystenatisch-puppenläppischen Supraversammlungsleiterin Carola Wojtusz gehalten.

In diesem Monat feiern die Renatisten bereits ihr nächstes Fest: Renate-Empfängnis. Aus Gründen der Ausgewogenheit können wir diesmal hier ein Interview mit Josef Jespen, Hyperversammlungsleiter der neuexegetisch-poldeïschen Versammlungen Nordelbiëns wiedergeben.

Ceryx
Herr Jespen, sie waren der erste männliche Hyperversammlungsleiter, den es überhaupt gab -

Josef Jespen
Mich wundert, daß Sie mich jetzt noch darauf ansprechen. Das ist ja bereits zehn Jahre her.

Ceryx
Ja, aber es war doch ein großer Einschnitt in der Geschichte des Renatismus.

Josef Jespen
Nachdem es in der Anfangsphase der renatistischen Bewegung - und ich gebrauche dieses Wort ganz bewußt, weil es dem Renatismus gelang, die Zeit des Stillstands zu überleben, die ihn ja gleich zu Beginn hätte niederwerfen können - nachdem es also in der Anfangsphase durchaus bedeutende Männer und sicherlich auch männliche Versammlungsleiter gab, war es nach der Überwindung der constancischen Autokratie für die neuexegetisch-poldeïschen Versammlungen kein Problem, auch hierin wieder an die renatistischen Grundlagen anzuknüpfen.

Um aber zum eigentlichen Grund dieses Interviews zu kommen: Das wirklich große Ereignis in der Geschichte des Renatismus ist doch wohl überhaupt die Zeugung Renates.

Ceryx
Nun gut, der Betty-Tag, der genau einen Monat zuvor gefeiert wird, ist für die meisten vor allem das Fest der Kinder. Wie verhält es sich dagegen mit Renate-Empfängnis?

Josef Jespen
Es ist nicht zu bestreiten, daß der Betty-Tag für die zweite Hälfte unseres Renate-Festkreises die größere Bedeutung einnimmt. Ich sehe das aber nicht negativ.

Ceryx
Wieso?

Josef Jespen
Der Betty-Tag wird als ein Fest der Kinder begangen. Es geht ja um Renate, die Geburtstag hat. Nach der Zusammenkunft in der Versammlungshalle wird eigentlich überall ein Kinder- beziehungsweise Familienfest veranstaltet. Es wird gegrillt, es gibt viele Aktivitäten. Seit der Renaissance der Lichtbildtechnik werden abends noch Urlaubsdias angeschaut. Das ist gut so, denn besonders der Renatismus der neuexegetisch-poldeïschen Prägung lebt von einem lebendigen Miteinander.

Sehen Sie aber, zu Renate-Empfängnis ist es bereits Ende September. Da sind viele dieser Aktivitäten im Freien nicht mehr ohne weiteres möglich. Da vollzieht sich alles im kleineren, privateren Rahmen.

Ceryx
Nach den Renatika hatten es Renates Mutter, Elli die Freundliche, und ihr Vater, Schnurrbart-Wilhelm, geradezu darauf angelegt, ein Kind zu zeugen, das die Welt verändern sollte. Nun findet sich aber in den beiden offiziellen und sogar im apokryphen Evangelium der Christiane Baller-Kührowitz (kurz ApEv genannt) die Angabe, daß Renate erst elf Monate nach ihrer Zeugung geboren sei. Klingt das nicht allzu phantastisch?

Josef Jespen
Da sprechen Sie in der Tat ein Faktum an, das wir als neuexegetisch-poldeïsche Versammlungen durchaus immer kritisch betrachtet haben. Zunächst gilt aber einmal, daß heute kein Mensch mehr die reale Existenz Renates ernsthaft bestreiten würde.

Ceryx
Daß Renate gelebt hat, steht sicherlich fest. Wie steht es aber mit dieser seltsamen Zeitangabe? Dient sie nicht eher dazu, die Person Renates in ihrer Bedeutung zu überhöhen?

Josef Jespen
Nun, es steht außer Zweifel, daß die Erzählung von der Zeugung Renates in allen Evangelien - und nicht nur im höchstwahrscheinlich aus neo-lakarischen Kreisen stammenden ApEv, dem deswegen bezüglich der Historizität ein weniger starkes Gewicht zukommt - in Details voneinander abweicht. Aber gerade dies beweist die voneinander unabhängige Parallelüberlieferung dieser Episode, so daß ihr in ihrem Kern ein hoher Grad von Glaubwürdigkeit zukommt.

Ceryx
Das gilt aber nicht gerade für die Angabe, daß Renate elf Monate im Bauch ihrer Mutter gewesen sein soll.

Josef Jespen
Wenn Sie sagen, daß in allen Evangelien von elf die Rede sei, so ist das - wie Sie wissen -, nicht korrekt. Lediglich EvFrank hat die Angabe „11 Monate später bekam sie ein Kind im Bad“, was im neo-lakarischen ApEv zu „11 Monate später, als die freundliche Elli schon vergessen hatte, daß sie schwanger war, bekam sie ein Kind, als sie auf Klo ging“ ausgestaltet ist. Das EvFrei nennt die Geburtsstätte gar nicht. Wohl, weil es von Ellis Wochenbett „worin sie Renate zur Welt brachte, blaugewürfelte Vorhänge hatte“ im Bettine-Brief lautet. In diesem Evangelium findet sich die Monatsangabe dagegen zu Beginn der vorgeburtlichen Schilderung. Diese ist jedoch aus einem gänzlich anderen Überlieferungsstrang dort eingefügt und hat in allen alten Dateien das Wort neun zu stehen. Erst der constancische Einheitstext gleicht hier die Angabe an die übrigen an.

Ceryx
Das scheint aber alles rein willkürlich zu sein und entbehrt doch jeder Grundlage!

Josef Jespen
So können Sie das nicht sehen. Gerade wir als neuexegetisch-poldeïsche Versammlungen haben ja bereits sehr früh festgestellt, daß nicht alles Angaben der Renatika historisch oder in ihrer Chronologie stimmig sind. Daher rühren gerade die Bekenntnisspaltungen mit den orthosystenatisch-puppenläppischen Versammlungen und ihrem Hauptkonziliat. Wir sind da weitergehende Wege gegangen, die uns als Ketzerei vorgeworfen wurden und noch immer werden.

Tatsache ist aber, daß bereits zu Renates Zeiten, menschliche Kinder lediglich neun Monate im Bauch ihrer Mutter waren. Damit stimmt auch die Angabe im EvFrei in den ältesten Dateien überein. Es gibt für uns somit keinen Zweifel, daß Elli nicht länger mit Renate schwangerging als alle anderen Mütter im 20. Jahrhundert.

Ceryx
Wie erklärt sich dann diese seltsame Angabe in den anderen Evangelien?

Josef Jespen
Nun, fände sie sich alleinig im ApEv, handelte es sich um offensichtliche neo-lakarische Verunglimpfung. Jedoch ist diese auch im EvFrank anzutreffen. Dabei ist die Textvariante „neun“ im Codex Brandenburgensis (B) nicht als ursprüngliche anzusehen, sondern eine für diesen Kodex übliche Glättung. Im übrigen zeigt dies erneut, daß die Kinder früher tatsächlich nur neun Monate im Bauch ihrer Mutter blieben und dem Redaktor von B die 11 als zu korrigieren erschienen sein muß.

Der Erklärung in der Neuausgabe der Renatika, daß es sich bei der Ziffer 11 um eine Verschreibung aus dem Wort neun handle, kann ich im übrigen nicht folgen. Die Renate-Episoden, aus denen später die Renatika zusammengestellt wurden, fanden ihre Verbreitung von Versammlung zu Versammlung hauptsächlich per Internet. Deshalb ist ein Irrtum auf Grund eines unleserlichen Wortes nahezu ausgeschlossen. Mir scheint sich dieser verspätete Geburtstermin eher erklärbar mit der im Bettine-Brief und EvFrei übereinstimmenden Angabe, daß es Renate nicht eilig gehabt habe, auf die Welt zu kommen.

Ceryx
Dann glauben Sie selbst nicht an das, was in den Renatika steht?

Josef Jespen
So sollten Sie das nicht sehen. Das ist ja der Punkt, worin auch die Kluft zwischen uns und dem Puppenlappner Hauptkonziliat mit den orthosystenatisch-puppenläppischen Versammlungen besteht. Die Lehre vom Lastenausgleich, wie sie uns Renate übermittelt hat, ist doch nicht abhängig von stystenatischen Lehrsätzen. Wir wissen, daß Renate gezeugt wurde. Wir wissen, daß Renate geboren wurde. Wir kennen ihre Lehre vom Lastenausgleich. Wir wissen, daß sie von den Lakariern umgebracht wurde, daß damit aber der Lastenausgleich nicht zuendegekommen ist und daß sie dereinst zum völligen Rundlaufen der Erdkugel wiederkommen wird.

Dabei ist vieles unklar. Wir wissen nicht, ob das im 23. Jahrhundert rekonstruierte mutmaßliche Geburts- und somit auch Zeugungshaus in Puppenlappen tatsächlich jemals etwas mit Renate zu tun hatte. Wir kennen weder Geburtsjahr, noch den exakten Geburtstag. Ob man sich nun sicher fühlt, daß die frühen Renatisten mit dem 28. August zumindest Renates Geburtstag gut in Erinnerung bewahrt haben, oder nicht, ist für uns dabei egal. Wir messen der Überlieferung keine große Bedeutung bei.

Ceryx
Wie meinen Sie das?

Josef Jespen
Sehen Sie, die Renate-Feste in ihren Grundzügen entstanden bereits sehr früh. Daß keine exakten Daten in den Renatika genannt sind, kann damit zusammenhängen, daß sie schon feststanden und die schriftlichen Angaben dann im Widerspruch dazu gestanden hätten.

Ceryx
Was bedeutet das für den Renatismus?

Josef Jespen
Für uns als neuexegetisch-poldeïsche Versammlungen bedeutet das, daß wir diesen Feiertag nicht abgeschafft haben, wie den Luisentag, von dem in den Renatika nirgends die Rede ist. Für die Feiern der genannten Tage bleiben wir dagegen bei den traditionellen Festlegungen.

Ceryx
Es gibt ja auch keine eindeutigen Hinweise auf die tatsächlichen Daten.

Josef Jespen
Eben. Es war ja auch nicht das ausgesprochene Ziel des großen Dr. Leo Polds, alles neu zu machen. Er hat lediglich verschiedene Bekenntnisaussagen gesammelt, um aufzuzeigen, was gut und was reformbedürftig ist. Es wäre demnach unklug und belastend, sich von den orthosystenatisch-puppenläppischen Versammlungen in Punkten zu trennen, in denen wir es ebenfalls nicht besser wissen - und auf Grund der Quellenlage wohl niemals besser wissen können. Es sei denn, Renate schenkt uns ein Wunder!

Ceryx
Wir danken Ihnen für dieses Interview.

Josef Jespen
Ich wünsche allen Ceryx-Lesern ein schönes Renate-Empfängnis-Fest mit viel entspannendem Sex; und nehmen Sie sich ruhig die Zeit, die Kinder aufzuklären.

Renanata!

Ihr Josef Jespen

fs / bä

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