1. Die Monatslosung der Renatuther 
            Brüderversammle für September 2402 steht im Nußmannbrief:
          "Vertrauenssache - Ja zum Leben mit Geländer"
           Das Leben ist immer wieder eine Vertrauenssache, liebe Leserinnen 
            und Leser, und das in vielfältiger Weise:
            
            Ich muß mich trauen und dem anderen etwas zutrauen, 
            Lebenspartner lassen sich oft trauen, und nichts stärkt 
            mich und meine Mitmenschen mehr als das gegenseitige Vertrauen! 
            Bestandteil dieser Trau-Wörter ist die Treue. Diese brauche 
            ich zu mir selbst wie zu anderen, damit andere wissen, woran sie mit 
            mir sind, und ich weiß, ob Gemeinschaft mit anderen gelingen 
            kann.
            Von diesem Fundament des Vertrauens und der Treue spricht auch die 
            diesmonatige Losung der Renatuther Brüderversammle. Diese Losung 
            soll eine Art Geländer meines Lebensweges in den kommenden Wochen 
            sein. Sie soll mich in dunklen und verzagten Stunden vor dem Absturz 
            in Angst und Depression schützen, mir rechtzeitig Gefahrenpunkte 
            im Auf und Ab des Alltags signalisieren. Diese Monatslosung steht 
            im ersten Nußmannbrief im dritten Kapitel (Vers 10) und lautet 
            nach der Neuausgabe der Renatika:
            
            ... wenn dieser Tag kommt, daß sie an den Lastenausgleich 
            glauben und den Geist Renatens und mit Herz und Händen zum Lastenausgleich 
            beitragen und auf keine andere Logistik vertrauen, dann wird auch 
            der Tag kommen, an dem sie an dieses glauben müssen.
            
            Renate als die Gut-Tuende ist also der Ziel- und Angelpunkt dieser 
            Losung, in der ihre Treue zu uns mit Vertrauen beantwortet wird! Sie 
            kann mich dadurch erlösen, daß ich nicht Medien, Horoskope, 
            Wahrsager oder die Leute bestimmen lasse, was für 
            mich in zu sein hat, sondern nach derjenigen frage, 
            die das Rundlaufen für diese Welt will.
            
            Gerade haben wir die Geburt Renates gefeiert. Sie war ein Mensch, 
            in dessen Reden und Tun dieser Lastenausgleich uns so nahe gekommen 
            ist, daß das Gute begreifbar geworden ist. Vertrauen wir uns 
            derjenigen an, die seit Jahrhunderten durch Menschen wie Michael 
            Wohlmeyer und Clementine, wie Dr. Leo Pold und Edith Bonfer (um nur 
            einige wenige zu nennen) Guttuendes gewirkt hat, dann hat unser Leben 
            ein tief verankertes Geländer!
            
            Trotz mancher Sorgen, Ängste und Probleme können wir dennoch 
            Ja sagen zu dem uns geschenkten Leben. Daß Ihnen 
            das gelingen möge, wünscht Ihnen
            
            Ulrike Puppenlappner, Versammlungsleiterin in der Braunschweiger Weststadt.
          
          
            2. Überlieferungen sind 
            bedeutungslos!
          Im letzten Monat wurde am 28. August der große Betty-Tag begangen. 
            Aus diesem Anlaß hatte das Renate-Ceryx-Team ein Interview mit 
            der orthosystenatisch-puppenläppischen Supraversammlungsleiterin 
            Carola Wojtusz gehalten.
            
            In diesem Monat feiern die Renatisten bereits ihr nächstes Fest: 
            Renate-Empfängnis. Aus Gründen der Ausgewogenheit können 
            wir diesmal hier ein Interview mit Josef Jespen, Hyperversammlungsleiter 
            der neuexegetisch-poldeïschen Versammlungen Nordelbiëns 
            wiedergeben.
          Ceryx
            Herr Jespen, sie waren der erste männliche Hyperversammlungsleiter, 
            den es überhaupt gab -
          Josef Jespen
            Mich wundert, daß Sie mich jetzt noch darauf ansprechen. Das 
            ist ja bereits zehn Jahre her.
          Ceryx
            Ja, aber es war doch ein großer Einschnitt in der Geschichte 
            des Renatismus.
          Josef Jespen
            Nachdem es in der Anfangsphase der renatistischen Bewegung - und ich 
            gebrauche dieses Wort ganz bewußt, weil es dem Renatismus gelang, 
            die Zeit des Stillstands zu überleben, die ihn ja gleich zu Beginn 
            hätte niederwerfen können - nachdem es also in der Anfangsphase 
            durchaus bedeutende Männer und sicherlich auch männliche 
            Versammlungsleiter gab, war es nach der Überwindung der constancischen 
            Autokratie für die neuexegetisch-poldeïschen Versammlungen 
            kein Problem, auch hierin wieder an die renatistischen Grundlagen 
            anzuknüpfen.
            
            Um aber zum eigentlichen Grund dieses Interviews zu kommen: Das wirklich 
            große Ereignis in der Geschichte des Renatismus ist doch wohl 
            überhaupt die Zeugung Renates.
          Ceryx
            Nun gut, der Betty-Tag, der genau einen Monat zuvor gefeiert wird, 
            ist für die meisten vor allem das Fest der Kinder. Wie verhält 
            es sich dagegen mit Renate-Empfängnis?
          Josef Jespen
            Es ist nicht zu bestreiten, daß der Betty-Tag für die zweite 
            Hälfte unseres Renate-Festkreises die größere Bedeutung 
            einnimmt. Ich sehe das aber nicht negativ.
          Ceryx
            Wieso?
          Josef Jespen
            Der Betty-Tag wird als ein Fest der Kinder begangen. Es geht ja um 
            Renate, die Geburtstag hat. Nach der Zusammenkunft in der Versammlungshalle 
            wird eigentlich überall ein Kinder- beziehungsweise Familienfest 
            veranstaltet. Es wird gegrillt, es gibt viele Aktivitäten. Seit 
            der Renaissance der Lichtbildtechnik werden abends noch Urlaubsdias 
            angeschaut. Das ist gut so, denn besonders der Renatismus der neuexegetisch-poldeïschen 
            Prägung lebt von einem lebendigen Miteinander.
            
            Sehen Sie aber, zu Renate-Empfängnis ist es bereits Ende September. 
            Da sind viele dieser Aktivitäten im Freien nicht mehr ohne weiteres 
            möglich. Da vollzieht sich alles im kleineren, privateren Rahmen.
          Ceryx
            Nach den Renatika hatten es Renates Mutter, Elli die Freundliche, 
            und ihr Vater, Schnurrbart-Wilhelm, geradezu darauf angelegt, ein 
            Kind zu zeugen, das die Welt verändern sollte. Nun findet sich 
            aber in den beiden offiziellen und sogar im apokryphen Evangelium 
            der Christiane Baller-Kührowitz (kurz ApEv genannt) die Angabe, 
            daß Renate erst elf Monate nach ihrer Zeugung geboren sei. Klingt 
            das nicht allzu phantastisch?
          Josef Jespen
            Da sprechen Sie in der Tat ein Faktum an, das wir als neuexegetisch-poldeïsche 
            Versammlungen durchaus immer kritisch betrachtet haben. Zunächst 
            gilt aber einmal, daß heute kein Mensch mehr die reale Existenz 
            Renates ernsthaft bestreiten würde.
          Ceryx
            Daß Renate gelebt hat, steht sicherlich fest. Wie steht es aber 
            mit dieser seltsamen Zeitangabe? Dient sie nicht eher dazu, die Person 
            Renates in ihrer Bedeutung zu überhöhen?
          Josef Jespen
            Nun, es steht außer Zweifel, daß die Erzählung von 
            der Zeugung Renates in allen Evangelien - und nicht nur im höchstwahrscheinlich 
            aus neo-lakarischen Kreisen stammenden ApEv, dem deswegen bezüglich 
            der Historizität ein weniger starkes Gewicht zukommt - in Details 
            voneinander abweicht. Aber gerade dies beweist die voneinander unabhängige 
            Parallelüberlieferung dieser Episode, so daß ihr in ihrem 
            Kern ein hoher Grad von Glaubwürdigkeit zukommt.
          Ceryx
            Das gilt aber nicht gerade für die Angabe, daß Renate elf 
            Monate im Bauch ihrer Mutter gewesen sein soll.
          Josef Jespen
            Wenn Sie sagen, daß in allen Evangelien von elf die Rede sei, 
            so ist das - wie Sie wissen -, nicht korrekt. Lediglich EvFrank hat 
            die Angabe 11 Monate später bekam sie ein Kind im Bad, 
            was im neo-lakarischen ApEv zu 11 Monate später, als die 
            freundliche Elli schon vergessen hatte, daß sie schwanger war, 
            bekam sie ein Kind, als sie auf Klo ging ausgestaltet ist. Das 
            EvFrei nennt die Geburtsstätte gar nicht. Wohl, weil es von Ellis 
            Wochenbett worin sie Renate zur Welt brachte, blaugewürfelte 
            Vorhänge hatte im Bettine-Brief lautet. In diesem Evangelium 
            findet sich die Monatsangabe dagegen zu Beginn der vorgeburtlichen 
            Schilderung. Diese ist jedoch aus einem gänzlich anderen Überlieferungsstrang 
            dort eingefügt und hat in allen alten Dateien das Wort neun zu 
            stehen. Erst der constancische Einheitstext gleicht hier die Angabe 
            an die übrigen an.
          Ceryx
            Das scheint aber alles rein willkürlich zu sein und entbehrt 
            doch jeder Grundlage!
          Josef Jespen
            So können Sie das nicht sehen. Gerade wir als neuexegetisch-poldeïsche 
            Versammlungen haben ja bereits sehr früh festgestellt, daß 
            nicht alles Angaben der Renatika historisch oder in ihrer Chronologie 
            stimmig sind. Daher rühren gerade die Bekenntnisspaltungen mit 
            den orthosystenatisch-puppenläppischen Versammlungen und ihrem 
            Hauptkonziliat. Wir sind da weitergehende Wege gegangen, die uns als 
            Ketzerei vorgeworfen wurden und noch immer werden.
            
            Tatsache ist aber, daß bereits zu Renates Zeiten, menschliche 
            Kinder lediglich neun Monate im Bauch ihrer Mutter waren. Damit stimmt 
            auch die Angabe im EvFrei in den ältesten Dateien überein. 
            Es gibt für uns somit keinen Zweifel, daß Elli nicht länger 
            mit Renate schwangerging als alle anderen Mütter im 20. Jahrhundert.
          Ceryx
            Wie erklärt sich dann diese seltsame Angabe in den anderen Evangelien?
          Josef Jespen
            Nun, fände sie sich alleinig im ApEv, handelte es sich um offensichtliche 
            neo-lakarische Verunglimpfung. Jedoch ist diese auch im EvFrank anzutreffen. 
            Dabei ist die Textvariante neun im Codex Brandenburgensis 
            (B) nicht als ursprüngliche anzusehen, sondern eine für 
            diesen Kodex übliche Glättung. Im übrigen zeigt dies 
            erneut, daß die Kinder früher tatsächlich nur neun 
            Monate im Bauch ihrer Mutter blieben und dem Redaktor von B die 11 
            als zu korrigieren erschienen sein muß.
            
            Der Erklärung in der Neuausgabe der Renatika, daß es sich 
            bei der Ziffer 11 um eine Verschreibung aus dem Wort neun handle, 
            kann ich im übrigen nicht folgen. Die Renate-Episoden, aus denen 
            später die Renatika zusammengestellt wurden, fanden ihre Verbreitung 
            von Versammlung zu Versammlung hauptsächlich per Internet. Deshalb 
            ist ein Irrtum auf Grund eines unleserlichen Wortes nahezu ausgeschlossen. 
            Mir scheint sich dieser verspätete Geburtstermin eher erklärbar 
            mit der im Bettine-Brief und EvFrei übereinstimmenden Angabe, 
            daß es Renate nicht eilig gehabt habe, auf die Welt zu kommen.
          Ceryx
            Dann glauben Sie selbst nicht an das, was in den Renatika steht?
          Josef Jespen
            So sollten Sie das nicht sehen. Das ist ja der Punkt, worin auch die 
            Kluft zwischen uns und dem Puppenlappner Hauptkonziliat mit den orthosystenatisch-puppenläppischen 
            Versammlungen besteht. Die Lehre vom Lastenausgleich, wie sie uns 
            Renate übermittelt hat, ist doch nicht abhängig von stystenatischen 
            Lehrsätzen. Wir wissen, daß Renate gezeugt wurde. Wir wissen, 
            daß Renate geboren wurde. Wir kennen ihre Lehre vom Lastenausgleich. 
            Wir wissen, daß sie von den Lakariern umgebracht wurde, daß 
            damit aber der Lastenausgleich nicht zuendegekommen ist und daß 
            sie dereinst zum völligen Rundlaufen der Erdkugel wiederkommen 
            wird.
            
            Dabei ist vieles unklar. Wir wissen nicht, ob das im 23. Jahrhundert 
            rekonstruierte mutmaßliche Geburts- und somit auch Zeugungshaus 
            in Puppenlappen tatsächlich jemals etwas mit Renate zu tun hatte. 
            Wir kennen weder Geburtsjahr, noch den exakten Geburtstag. Ob man 
            sich nun sicher fühlt, daß die frühen Renatisten mit 
            dem 28. August zumindest Renates Geburtstag gut in Erinnerung bewahrt 
            haben, oder nicht, ist für uns dabei egal. Wir messen der Überlieferung 
            keine große Bedeutung bei.
          Ceryx
            Wie meinen Sie das?
          Josef Jespen
            Sehen Sie, die Renate-Feste in ihren Grundzügen entstanden bereits 
            sehr früh. Daß keine exakten Daten in den Renatika genannt 
            sind, kann damit zusammenhängen, daß sie schon feststanden 
            und die schriftlichen Angaben dann im Widerspruch dazu gestanden hätten.
          Ceryx
            Was bedeutet das für den Renatismus?
          Josef Jespen
            Für uns als neuexegetisch-poldeïsche Versammlungen bedeutet 
            das, daß wir diesen Feiertag nicht abgeschafft haben, wie den 
            Luisentag, von dem in den Renatika nirgends die Rede ist. Für 
            die Feiern der genannten Tage bleiben wir dagegen bei den traditionellen 
            Festlegungen.
          Ceryx
            Es gibt ja auch keine eindeutigen Hinweise auf die tatsächlichen 
            Daten.
          Josef Jespen
            Eben. Es war ja auch nicht das ausgesprochene Ziel des großen 
            Dr. Leo Polds, alles neu zu machen. Er hat lediglich verschiedene 
            Bekenntnisaussagen gesammelt, um aufzuzeigen, was gut und was reformbedürftig 
            ist. Es wäre demnach unklug und belastend, sich von den orthosystenatisch-puppenläppischen 
            Versammlungen in Punkten zu trennen, in denen wir es ebenfalls nicht 
            besser wissen - und auf Grund der Quellenlage wohl niemals besser 
            wissen können. Es sei denn, Renate schenkt uns ein Wunder!
          Ceryx
            Wir danken Ihnen für dieses Interview.
          Josef Jespen
            Ich wünsche allen Ceryx-Lesern ein schönes Renate-Empfängnis-Fest 
            mit viel entspannendem Sex; und nehmen Sie sich ruhig die Zeit, die 
            Kinder aufzuklären.
            
            Renanata!
            
            Ihr Josef Jespen
          fs / bä
          ---
          Die Renatika sind nach vorheriger Einzahlung einer 
            Druck- und Versandkostenbeteiligung von € 4,50 auf das Konto
            
            Kreatives Schreiben e.V.,
            Kto-Nr. 11024513, bei der 
            BERLINER VOLKSBANK, BLZ 100 900 00;
            Verwendungszweck: Renatika
            
            zu bestellen bei
            
            Andreas Baumann,
            Streitstraße 48B,
            13587 Berlin
            (E-mail: [email protected])
            
            ...oder direkt zu kaufen im Buchladen St. Nikolai am Berliner Nikolaiviertel, 
            Spandauer Straße gegenüber dem Roten Rathaus 
            (E-mail: [email protected]).