AUGUST
2005

 
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"Unsolved Mysteries": Das tote Krebstierchen unter Scullys Schuhsohle

"Unsolved Mysteries"
Ausstellung vom 6. Mai bis zum 30. Oktober 2005
Zentrum Kreuzberg, Skalitzer Str. 135
täglich von 9 bis 21 Uhr geöffnet

Wurden dereinst 5-Meter-Menschen vom T-Rex gejagt? Haben die Phönizier schon lange vor den Wikingern und Christoph Kolumbus Amerika entdeckt und dort Handel betrieben? Hatten die Ägypter schon zu Zeiten der Erbauung der Pyradmiden das Wissen, sich mittels Flugzeugen in die Lüfte zu erheben? Weisen prähistorische Steinkunstwerke auf Besucher aus dem All hin? Wie kommt ein totgetretenes Krebstierchen an die versteinerte Fußsohle eines Menschen, wenn es doch bereits viele Millionen Jahre vor den ersten Menschen ausgestorben war?

All diese Fragen stellt die Ausstellung "Unsolved Mysteries", die man zur Zeit im Zentrum Kreuzberg in Berlin besuchen kann. Der Ausstellungsmacher Klaus Dona hat zusammen mit dem Journalisten Reinhard Habeck ein breites Spektrum an Exponaten zusammengetragen, deren Existenz angeblich oder tatsächlich bisher wissenschaftlich nicht eindeutig erklärt werden konnte.

Darunter der berühmte "Texashammer", der aus angeblich reinstem (eigentlich gar nicht erzeugbarem) Eisen besteht und in einer Sedimentschicht gefunden wurde, die vor 140 Millionen Jahren entstanden ist. Oder Stücke aus der so genannten "Acambaro-Sammlung", die darauf hinweisen sollen, dass Menschen und Dinosaurier in derselben Epoche gelebt haben, weil nur so die detailgetreue Abbildung der Saurier in Form von Steinfiguren zu erklären ist.

Das Kuriosum beginnt schon vorne an der Kasse, wo beim ermäßigten Eintritt noch mal zwischen "Rentnern, Wehr- und Zivildienstleistende, Behinderten und Arbeitslosen" einerseits und "Schülern und Studenten" andererseits unterschieden wird. Wir lernen: Der Student von heute ist materiell offenbar so schlecht gestellt, dass er noch mal 2 Euro weniger zahlen muss als ein Hartz-IV-Empfänger oder ein Zivi.

Damit ein echtes "Mystery Feeling" aufkommt, ist die Ausstellung grundsätzlich dunkel. Nur die ausgestellten Exponate sind natürlich beleuchtet. Allerdings sind die Scheinwerfer so angebracht, dass man sich beim Davorstellen fast immer selber Schatten wirft und das Objekt der Begierde somit ins Dunkle abtaucht. Hält man dagegen etwas mehr Abstand, wird es schwer die erklärenden Hinweise zu lesen.

Zusätzlich sind in jedem Raum noch erläuternde Großtafeln angebracht, auf denen man das Ausgestellte betont vorsichtig kommentiert. Der Tenor lautet fast immer "Nichts genaues weiß man nicht". Fakt ist nur, dass für die Mehrzahl der ausgestellten Objekte trotz diverser (seriöser) wissenschaftlicher Untersuchungen keine haltbaren Erklärungen gefunden werden konnten und dass deshalb ja vermutlich doch alles ganz anders ist, als uns die gängige Lehrmeinung suggerieren möchte.

Für alle Besucher, denen das immer noch nicht reicht, gibt es am Ende dann natürlich auch einen Shop zur Austellung, bei dem man sich neben Postkarten und heilenden Kristallen z.B. auch Nierengürtel mit speziellen Inhaltsstoffen oder informative Bücher wie "Die Stargate-Verschwörung" (McGyver hat uns hinters Licht geführt, ich ahnte es ja schon immer) besorgen kann.

Strikten Schulwissenschaftlern dürfte diese streckenweise doch eher an eine Freakshow erinnernde Ausstellung (Gnom-Embryo, Fabelwesen-Wirbelsäule, usw.) natürlich ein Dorn im Auge sein. Allen die zu vermeintlich "paranormalen Erscheinungen" ein etwas entspannteres Verhältnis pflegen und das nicht so bierernst nehmen, ist ein Besuch der Ausstellung aber durchaus zu empfehlen, da man ihr trotz allem einen gewissen Informations- und Unterhaltungswert nicht absprechen kann. Zumindest die in einem kulturhistorischen Kontext stehenden Fundstücke und Theorien sind interessant.

nw