FEBRUAR
2002

 
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LITERATUR


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Klaus Hoffmann: "Afghana - eine literarische Reise"


Klaus Hoffmann
"Afghana - eine literarische Reise"
gebundene Ausgabe: Ullstein, Berlin 2000
Taschenbuch: List Verlag, 2002
Hör-CD in 5 Teilen: Ullstein-Hörverlag, München
Konzertmitschnitt auf 2 CDs, erschienen bei Stille Musik.






links:
oben das Buch, unten die Hör-CD

 

Die weltpolitischen Ereignisse haben Afghanistan spätestens seit dem 11. September letzten Jahres in den Mittelpunkt der Medienöffentlichkeit gerückt. Viel war und ist über dieses seit Jahren geschundene Land geschrieben worden. Der Sänger Klaus Hoffmann legte bereits im November 2000 mit seinem Debüt-Roman Afghana eine Reisebeschreibung über Afghanistan vor, die um 1970 datiert ist, also noch weit vor den Einmarsch der sowjetischen Truppen 1980. Das Afghanistan, das Hoffmann beschreibt ist noch das exotische Traumziel für Hippies und Kiffer der frühen 70er – „ein Land wie im Märchen: vermummte Frauen, Droschken, Pferde, blutende Hammel – das frühe Mittelalter“ zitiert der Klappentext. Inzwischen liegt Hoffmanns Roman auch als Taschenbuch, Hör-CD und für eingefleischte Hoffmann-Fans auch als Lesung und Konzertmitschnitt: Afghana – eine literarische Reise vor.

Klaus Hoffmann erzählt in Afghana die Reise des 18jährigen Paul Lachmann, der nach Abschluß seiner kaufmännischen Lehre im Groß- und Außenhandel für Eisen und Stahl mit seinem Kumpel Siggi nach Goa aufbrechen will. Der Ich-Erzähler Lachmann beschreibt den kleinbürgerlichen Mief seines Elternhauses, seine allmächtige „Königinmutter“, den dumpfen Bruder und den zurückhaltenden Stiefvater von der BVG. Paul Lachmann lebt erst nachts auf, wenn er in Clubs im Ku’damm Milieu auf seiner Gitarre aufspielt. Leider zieht sich die Beschreibungen seines „piefigen“ Berliner Alltags auf den ersten 300 Seiten in die Länge, bis Siggi und Paul schließlich im Käfer des Stiefvaters Richtung Türkei aufbrechen. Der Konzert-Mitschnitt rafft die Geschichte deutlich zusammen und untermalt sie mit typischen Hoffmann-Songs.

Bis Goa kommen die beiden Männer nicht, sie stranden in Afghanistan, aber Paul Lachmann findet fern von Berlin zu sich selbst und erkennt, wie er sein Leben meistern will. Das klingt pathetisch, Klaus Hoffmann gelingt aber eine poetische Reisebeschreibung und Identitätsfindung. Die Blüte, in der Afghanistan einst stand, trotz aller Armut, wird in der Erzählung deutlich. Die Buddha-Statuen von Bamiyan, die inzwischen längst von den Taliban gesprengt sind (auch auf dem Cover des Taschenbuches zu sehen), werden zur Kulisse einer ersten intensiven Liebesnacht des jungen Paul.

In einem Interview der Saarbrücker Zeitung vom 24.11.2000 erklärt Klaus Hoffmann:
Das Konstrukt des Romans ist autobiographisch, die erzählte Geschichte jedoch märchenhafter als die tatsächliche. Trips nach Goa und Afghanistan habe ich öfters gemacht, doch wenn ich diese nun nachzuerzählen hätte, wären sie nicht so träumerisch und gedankenreich. Es war nicht beabsichtigt, Album und Roman gleichzeitig zu veröffentlichen... Was beides jedoch zu einer Einheit werden lässt, sind die Perspektiven. Im Roman geht es um die Titelfiguren Paul Lachmann und mich, die im Alter von 18 Jahren, also genau dem Alter, als ich mich Ende der 60er in einer Aufbruchstimmung befand, nach etwas suchen, von dem sie eigentlich gar nicht wissen, was es ist. Beim Schreiben des Romans, bei dem ich mich gedanklich also genau in jene Zeit zurückversetzte, fielen mir Ideen zu neuen Liedern und Chansons ein, bei denen ich feststellte, dass es inhaltlich eigentlich um genau dasselbe ging wie in dem Roman.

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