"Die Geschichte der Null" steht auf dem Buchdeckel. 
            Kann denn eine Zahl eine Geschichte haben? Sind Zahlen nicht irgendwann 
            irgendwo aus Krakeln und Kritzeln entstanden und keiner weiß 
            genau wann und weshalb?
            
            Sehr vergröbert ausgedrückt  ja.
            
            Aber bei der Null war das anders. Die Null war nämlich zuerst 
            gar keine Zahl  jedenfalls nicht eine, die mit in die Reihe 
            der Ziffern 1 bis 9 gestellt werden konnte (und lange wurde sogar 
            dagegen angegangen, dass etwas, das »Nichts« beschreibe, 
            überhaupt existieren könne, denn das Nichts gäbe es 
            ja gar nicht).
            
            Und so hat die Null als Zahl, als graphisches Zeichen (ähnlich 
            einem mathematischen Interpunktionszeichen) und als Idee (gibt es 
            die Null überhaupt?) eine sehr lange Geschichte.
            
            Das klingt kompliziert, aber der Autor fängt ganz einfach an: 
            Wie wurde früher gezählt? Wie wurden Zahlen geschrieben, 
            wie wurde gerechnet und welche Probleme gab es dabei? Konnte man ohne 
            Null eigentlich rechnen? Und hörten die Probleme auf, als die 
            Null endlich da war?
            
            Kaplan beantwortet diese Fragen sehr anschaulich und mit so wenig 
            Mathematik wie möglich (zugegeben, einige Mathekenntnisse sind 
            hilfreich, führt der Weg doch hoch in die Infinitisimalrechnung), 
            streift dabei kurz durch die Mathematikgeschichte. Dabei zeigt sich, 
            wie untrennbar Mathematik, Philosophie und Geschichte miteinander 
            verbunden sind: Im letzten Viertel des Buches, als er die wichtigsten 
            mathematischen Fragen geklärt hat, wirft er nochmals einen Blick 
            auf die Existenz des Nichts.
            
            Manche Fragen kann er nur anreißen, hier und da verfällt 
            er leider in einen leeren Plauderton, ohne von der Stelle zu kommen. 
            Aber alles in allem ist Die Geschichte der Null eine plötzlich 
            sehr (be)greifbare Historie für etwas solch Abstraktes wie ein 
            hohler Kreis, der eigentlich das Nichts darzustellen versucht.
          mw