MÄRZ
2002

 
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LITERATUR


Haruki Murakami : "Naokos Lächeln"
Haruki Murakami
"Naokos Lächeln"

"Ich bin ein Durchschnittsmensch, aus einer Durchschnittsfamilie, mit einer Durchschnittsausbildung, einem Durchschnittsgesicht, ich habe durchschnittliche Noten und durchschnittliche Gedanken im Kopf." Das klingt nach unglaublicher Langeweile. Der Held des Buches, der das von sich sagt, heißt Toru Watanabe und er ist überhaupt nicht so durchschnittlich, wie er sich selbst sieht. Und die Frauen, mit denen es der noch nicht zwanzigjährige zu tun hat, finden das auch überhaupt nicht. Im Gegenteil, sie finden Toru richtig klasse. Und das liegt an seiner Ernsthaftigkeit und Ehrlichkeit. Sie fühlen sich von ihm verstanden.

Toru Watanabe lebt in Tokio in einem Studentenwohnheim. Sonntags trifft er Naoko. Er kennt sie noch aus Schülertagen in Kobe, sie war damals mit seinem besten Freund zusammen. Doch der hat sich irgendwann völlig überraschend das Leben genommen. Sonntags spazieren Toru und Naoko durch Tokio, ohne sich wirklich viel zu sagen zu haben. Ihre Verbindung ist der verstorbene Freund, ohne dass darüber gesprochen wird. Eines Tages ist Naoko verschwunden, sie lebt in einer psychiatrischen Klinik auf dem Land. Toru stellt fest, dass er Naoko liebt und sich um sie kümmern will. Das ist die eine Geschichte. Doch Toru lebt in Tokio weiter. Er geht regelmäßig mit Nagasawa aus, seinem außergewöhnlichen Mitbewohner im Studentenheim und er trifft sich mit der seltsamen Kommilitonin Midori. Bei einem Besuch in Naokos Klinik, lernt er noch die "verrückte", aber sehr weise Reiko kennen. Mit diesen vier besonderen Menschen im Kopf wird Toru erwachsen.

"Naokos Lächeln" ist kein Durchschnittsbuch, es ist ein sehr ernsthaftes Buch übers Erwachsenwerden, wie eben auch sein Held ernsthaft ist. Trotzdem ist es nicht trocken oder langweilig. Und vor allem ist es keine Teenager-Geschichte. Womit sich der junge Toru auseinandersetzt - auseinandersetzen muss - sind die Fragen über Leben und Tod. Und über die Liebe.

Haruki Murakami wurde 1949 in Kyoto geboren. Er ist einer der Literatursuperstars in Japan. Inzwischen ist der mit höchsten japanischen Literaturpreisen ausgezeichnete Murakami auch kein Geheimtipp mehr in den USA und in Deutschland. Neben "Naokos Lächeln" sind hier schon folgende Titel erschienen: Wie ich eines schönen Morgens im April das 100%ige Mädchen sah, Der Elefant verschwindet, Hard-boiled Wonderland, Wilde Schafsjagd, Mister Aufziehvogel und Gefährliche Geliebte (das Buch über das sich Marcel Reich-Ranicki und Sigrid Löffler im literarischen Quartett so gestritten haben, dass Löffler das Handtuch warf).

"Naokos Lächeln" ist im Dumont-Verlag erschienen und hat 428 Seiten.

sf