|  Quoyle ist ein Verlierer-Typ. Er sieht nicht besonders 
          gut aus, ist zu dick, schon als Kind wird der Bruder immer vorgezogen. 
          Quoyle scheint das alles als schicksalsgegeben hinzunehmen und so lebt 
          er sein unspektakuläres Leben in den USA. Bis er Petal kennenlernt, 
          die ihn im Handumdrehen verführt. Und ihn sogar heiratet. Petal 
          ist für Quoyle die Liebe seines Lebens, für sie tut er alles. 
          Sie dagegen nutzt Quoyle nur aus, lässt ihn die beiden gemeinsamen 
          Kinder versorgen und zieht mit ihren Liebhabern um die Häuser. 
          Bis sie bei einem Unfall ums Leben kommt. Quoyles etwas exzentrische 
          Tante taucht auf und überredet ihn, mit ihr und den Kindern ins 
          Land ihrer Vorfahren, nach Neufundland, umzuziehen.
 Dort besitzen sie noch ein altes, seit Jahrzehnten leerstehendes Haus 
          auf den Klippen. Sie setzen es instand und ziehen ein. Quoyle, der sich 
          schon in den USA als kleiner Reporter durchgeschlagen hat, bekommt einen 
          Job bei dem Lokalblättchen "Gammy Bird". Er soll die 
          Schiffsmeldungen schreiben - also Berichte über die ein- und auslaufenden 
          Schiffe.
 
 Proulx beschreibt das erste Jahr, das die Quoyles an der neufundländischen 
          Küste leben. Es passiert nicht wirklich Spektakuläres in dieser 
          Zeit. Quoyle lebt sich langsam ein und findet am Ende sogar richtig 
          Gefallen am Leben. Er hat den richtigen Ort für sich gefunden.
 
 Das mag an der besonderen Art der Neufundländer liegen, die Annie 
          Proulx in diesem Roman so schön beschreibt. Dieser Menschenschlag, 
          der sich seit Generationen in karger Landschaft "durchschlagen" 
          muss. Der sich gegenseitig und die Widrigkeiten der Natur akzeptiert.
 
 Mit "Schiffsmeldungen" hat Annie Proulx eine Liebeserklärung 
          an Neufundland und ihre Menschen geschrieben. Die Geschichte der Quoyles 
          ist deshalb auch nur eine Geschichte in dem Roman. Es wimmelt von kleinen 
          Anekdoten und Geschichten. Zum Beispiel von Jack Buggit, der das Meer 
          und die Fischerei liebt. Und sogar weiterliebt, als sein ältester 
          Sohn beim Fischen ertrinkt. Oder Billy Pretty. Der als Waisenjunge von 
          England nach Kanada verschifft werden sollte und, nachdem das Schiff 
          in Seenot gerät, vor der neufundländischen Küste herausgefischt 
          wird und dort bleibt.
 
 E. Annie Proulx wurde 1935 in Connecticut geboren, wo die Familie der 
          Mutter (Engländer) seit 350 Jahren sesshaft ist. Der Vater stammt 
          von Frankokanadiern ab. E. Annie Proulx lebte mehr als 30 Jahre in Vermont, 
          war dreimal verheiratet, hat drei Söhne und eine Tochter. !995 
          zog sie nach Wyoming, wo sie alle ihre Romane geschrieben hat. Für 
          "Schiffmeldungen" hat sie unter anderem 1994 den Pulitzer-Preis 
          erhalten.
 
 Der Roman wurde jetzt auch von Lasse Hallström (Chocolat, Gilbert 
          Grape, Gottes Werk und Teufels Beitrag) verfilmt, er ist seit Ende März 
          in den Kinos. Darsteller sind Kevin Spacey als Quoyle, (in jedem Fall 
          besser aussehend als seine literarische Vorlage), Judy Dench als Tante, 
          sowie Julianne Moore und Cate Blanchett.
 sf |