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LITERATUR


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Terry Woo: Banana Boys
Terry Woo
"Banana Boys"
("Heung Jiu Jei")
Riverbank Press, 2000

„Lately I’ve seen a lot of crap being published – books by these yuppie-baby-boomer-types, or these Gen-X entrepreneurial types. And, oh God, if I read another dust cover describing a book about three generations of Chinese women escaping the shackels of bondslavery. I swear the oatmeal’s gonna hit the wall“ (page 372).

Terry Woos Erstlingswerk versucht ein anderer, neuer Roman zu sein. So grenzt er sich entschieden von Amy Tams „Töchter des Himmels“ (The Joy Luck Club) ab: „no joy, no luck in this club“ (page 11). Während Amy Tam in ihrem bereits verfilmten Werk das Leben von chinesischen Frauen, die in zweiter Generation in San Francisco aufwachsen, beschreibt, stellt Woo (geb. 1971) junge Kanadier asiatischer Herkunft in den Mittelpunkt – die Banana Boys: außen gelb, innen weiß. Sie fühlen sich trotz ihrer asiatischen Wurzeln eindeutig als Kanadier, leben und arbeiten in und um Toronto, sind allesamt jüngst der Uni entwachsen und frönen mit Mitte Zwanzig ihrer ersten Midlife-Krise... Asiatische Traditionen spielen bei ihnen kaum noch eine Rolle.

Der Roman erzählt aus 5 verschiedenen Perspektiven in flotter Schreibe die Geschichte und Beziehungen der Bananen-Jungs, die allein ihr kultureller Background vereint. Da sind der kaffeesüchtige Radiomoderator Luke, der Jungautor Mike, Sheldon, mit festem Bürojob und fester Freundin Kathy, der ewig trunkene Computer-Freak Dave und schließlich der etwas abgedrehte, egozentrische Businessman Rick, der alle nach seinem Tod wieder vereint.

Die Kapitel führen von Neurosen über Hysterie zur Katharsis – so die Überschriften - hin zur Kenosis. Letzter Begriff steht im Griechischen für „Entleerung“, der Verzicht auf göttliche Eigenschaften - wie Allmacht und Allgegenwart. Stirbt Rick, der seine Ambitionen und Selbstverliebtheit nur mit Hilfe von Aufputschmitteln umsetzen kann, an eigenen Allmachtsphantasien, die typisch für die späten 90er sind?

Leider verliert sich Woo in seiner Erzählung manchmal in den langatmigen Beschreibungen des Festgefahrenseins seiner Protagonisten. Der Tod des Freundes Rick, der alle wieder zusammenführt, erfüllt den Spannungsbogen am Schluß, die befreiende Reinigung, nur bedingt. Kann und will der Tod des Freundes Rick wirklich ein Lehrstück für die Banana Boys sein oder bleibt allein die Entleerung (Kenosis)?

Dennoch ein beachtliches Erstlingswerk für Freunde nordamerikanischer Literatur.

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