| FEBRUAR | 
| 2003 | 
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| Vor einer 
          Ewigkeit im ewigen Eis: "Atanarjuat - Die Legende vom schnellen 
          Läufer" | ||||
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| Barfuß, völlig unbekleidet durch den Schnee, quer übers Eis, mit einem Satz über klaffende Spalten. Nur diese waghalsige Flucht rettet den in einer Hetzjagd getriebenen Atanarjuat vor seinen drei Verfolgern. Und obwohl es fast unmöglich erscheint, mitten in der Arktis alleine auf dem Eis ohne Kleidung zu überleben, gelingt ihm dies mit viel Glück. Damit hat sich Atanarjuat den Beinamen des schnellen Läufers wohl endgültig verdient. Seine Legende wurde von den Inuit bis heute überliefert und hat es bis in die Kinosäle geschafft. Die Geschichte spielt sich zu Beginn des ersten Jahrtausends ab und handelt von den nomadischen Ureinwohnern, die in Igloolik in der östlichen Arktis leben. Durch den Fluch eines Schamanen gerät das Zusammenleben der Gemeinschaft aus dem Gleichgewicht, was viele Jahre später die zwei Brüder Amaqjuaq und Atanarjuat zu spüren bekommen. Als sich Atanarjuat in Atuat, die eigentlich dem Häuptlingssohn versprochen war, verliebt und sie heiratet, bricht der schwelende Konflikt wieder auf. Nach einem Mordkomplott, in dem sein Bruder getötet wird, kann sich Atanarjuat nur durch eine spektakuläre Flucht retten... Faszinierend wirkt dabei die Naturkulisse mit der authentischen Darstellung des Lebens der Inuit zusammen. Dabei ist die Länge von fast drei Stunden zwar einerseits für manchen Zuschauer eine kleine Herausforderung, andererseits aber auch nötig und bereichernd. Ohne dabei auf Spannung zu verzichten, lebt der Film von der bedächtigen, ausführlichen Schilderung und ermöglicht es dem Betrachter erst dadurch sich in diese für uns völlig fremdes Universum hineinzuversetzen. Nach einer gewissen Eingewöhnungszeit taucht man richtiggehend ein in diese Welt aus Eis, Steppe und Kälte, aber auch aus schummriger Wärme in den höhlenartigen Zelten und aus der Sprache der Inuit, dem Inuktitut (der Film läuft nämlich im Originalton mit Untertiteln). Dieser Effekt wurde durch die technische Realisierung mit Digitalkameras gerade beabsichtigt: "Die visuelle Konzeption des Films wurde entwickelt, um beim Publikum die Empfindung des Dabeiseins trotz des exotischen Schauplatzes wachzurufen und zu steigern [...] Dies lässt die Leute vergessen, wie weit entfernt sie in Wirklichkeit sind und lässt sie sich mit der Handlung und den Protagonisten identifizieren, als ob sie dazugehören" (aus dem Produktionstagebuch). Dies ist auch vollkommen gelungen. Erscheint in der ersten Viertelstunde alles noch völlig fremd, so kommt es einem bis zum Ende des Films schon selbstverständlich und nicht mehr außergewöhnlich vor. Vielleicht hat der Film nicht zuletzt deswegen neben anderen Auszeichnungen eine goldene Kamera in Cannes gewonnen. Was sicherlich die Gesamtwirkung so eindrücklich erscheinen 
            lässt, ist vor allem die Authentizität des Films. Dieser 
            wurde übrigens als erster im wesentlichen von Inuit selbst realisiert. 
            Regisseur und Schauspieler waren allesamt Inuits, für die Kostüme 
            und Werkzeuge wurden alte Traditionen wieder belebt oder z.B. die 
            Muster von Gesichtstatoos rekonstruiert. Dadurch konnten in vergessen 
            geratene Bestandteile der Kultur der Inuits wiederbelebt werden. Andererseits 
            wäre ohne das arktische Know-How der Mitarbeiter das Projekt 
            unter den Extrembedingungen nur schwer denkbar gewesen. Zuletzt ist 
            der rein wirtschaftliche Aspekt der Filmproduktion für Igloolik 
            nicht zu vergessen. Bei der dort herrschenden hohen Arbeitslosigkeit 
            werden solche Initiativen dringend gebraucht. | ||||