DEZEMBER
2005

 
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Teleskopie: Die Quote aus der Box
Quoten & Co. werden u.a.
von folgenden Seiten veröffentlicht:
www.agf.de
www.dwdl.de
www.quotenmeter.de

Dienstag, 29. November 2005. Die Sendungen mit den besten Einschaltquoten bei der Zielgruppe der 14- bis 49-Jährigen waren: "CSI: Miami" (RTL, 20:15), "Im Namen des Gesetzes" (RTL, 21:15) und "Gute Zeiten, schlechte Zeiten" (RTL, 19:36). Dieses Ergebnis zeichnet entweder ein trauriges Bild von den deutschen Zuschauern (gab es nichts besseres?) oder aber ein trauriges Bild von der deutschen Fernsehlandschaft (es gab nichts besseres). Nimmt man die verdächtige Überpräsenz des Senders RTL dazu, ist man schnell versucht, irgendeinen Schummel zu wittern. Denn wer bestimmt eigentlich über Quote und Nicht-Quote des allabendlichen Fernsehprogramms?

In Wahrheit geht natürlich alles mit rechten - das heißt wissenschaftlich abgesicherten - Dingen zu. Es ist die GfK, Gesellschaft für Konsumforschung, die im Auftrag der Sender die sogenannte Teleskopie durchführt, also die Einschaltquoten ermittelt. Da man schlecht jeden Fernsehapparat in Deutschland kontrollieren kann, greift die GfK zu dem wundersamen Instrument namens "Statistik". Es reicht, 5.640 Haushalte mit knapp 13.000 Bewohnern zu überwachen, und zack, ein paar Rechenkniffe später kennt man das Fernsehverhalten von 34,8 Millionen Fernsehhaushalten mit 73,4 Millionen Zuschauern ab drei Jahren.

In der Praxis sieht das so aus: Nach dem Zufallsprinzip ermittelte Haushalte werden mit einem so genannten "GfK-Meter" ausgerüstet, besser bekannt als "Quotenbox". Sobald ein Haushaltsmitglied den Fernseher einschaltet, muss es einen Knopf auf der Box betätigen. Im Sekundentakt wird aufgezeichnet, welcher Sender gerade läuft. Kommt eine weitere Person hinzu, drückt auch sie einen Knopf und wird als weiterer Zuschauer registriert. Einmal pro Nacht schickt die Quotenbox die gespeicherten Daten an das Rechenzentrum der GfK. Nach Auswertung der Daten werden die Ergebnisse am nächsten Morgen den Fernsehsendern zur Verfügung gestellt.

Ob sich die Sender über die Werte freuen können oder nicht, hängt weniger von den absoluten Zuschauerzahlen ab. Schließlich sind diese stark an Tageszeit, Wetter etc. gebunden und damit schwer zu beeinflussen. Vielmehr kommt es auf die Verteilung der Zuschauer auf die verschiedenen Sender an, da so die Attraktivität eines Programms im Vergleich zur Konkurrenz ermittelt werden kann.

Die Verteilung der Zuschauer wird in Prozent als so genannter Marktanteil ausgedrückt. So hatte die Sendung "CSI: Miami" am 29.11. bei den 14- bis 49-Jährigen einen Marktanteil von 28,5 %. Dies bedeutet, dass von 100 Personen, die an diesem Tag zwischen 20:15 und 21:15 Uhr ferngesehen haben, 28 ein halb "CSI: Miami" gesehen haben. Dahinter steht natürlich ein kommerzielles Interesse: Je mehr Zuschauer eine Sendung sehen, desto besser und teurer lässt sich die Sendezeit in den Werbeblöcken verkaufen, bzw. desto größer ist das Interesse der Werbeindustrie, hier zu werben.

Zusätzlich werden die Daten nach Altersgruppen aufgeschlüsselt, die allerdings nicht Alters-, sondern "Zielgruppen" heißen, also Gruppen, auf die das Programm und letzten Endes die Werbung zielt, um ihnen am nächsten Tag das Geld aus den Taschen zu ziehen. Meist unterscheidet man zwischen der Zielgruppe "ab 3" - schlimm genug, schon die Dreijährigen als "Zielgruppe" zu bezeichnen - und der Zielgruppe der 14- bis 49-Jährigen. Letztere wird gemeinhin als die "werberelevante" Gruppe bezeichnet, wobei sich die Frage aufdrängt, ob denn 50-Jährige keine Produkte mehr einkaufen und nur noch von ihren konsumfreudigen Kindern versorgt werden.

Trotz aller statistischer Korrektheit, die die GfK zweifellos walten lässt, ist es keineswegs sicher, ob alle "Quotenbox"-Besitzer ihre Box gewissenhaft bedienen. Dies würde beispielsweise verlangen, sich bei jedem Gang zum Kühlschrank oder aufs Klo bei der Box abzumelden. Es bleibt also immer noch die Hoffnung, dass der überwältigende Erfolg der oben genannten Sendungen auf ein paar Nutzer zurückzuführen ist, die vor dem Fernseher eingeschlafen sind und nicht mehr wegschalten konnten.

Auf der anderen Seite wäre es immerhin möglich, dass die Installation einer Quotenbox das individuelle Fernsehverhalten beeinflussen kann. Wenn wir wüssten, dass unsere persönliche Programmwahl später repräsentativ für die ganze Nation stehen wird, ist es da nicht zu verführerisch, ein bisschen öfter mal die Nachrichten- und Kultursendungen laufen zu lassen? Von daher: Mehr Quotenboxen braucht das Land!

aw