MAI
2002

 
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MEDIEN


Wie viel "Glamour" hat die Konvention?
"Glamour"
für 1,50 Euro am Kiosk

 






 

Hinter dem Titel "Glamour" verbirgt sich nichts Extravagantes, sondern eine poppig aufgemachte, konventionelle Frauenzeitschrift.

"Glamour" bedient eine Klientel von Frauen, die zu alt für "Bravo Girl" und zu jung für "Brigitte" sind. Obwohl der Markt mit "Joy", "Allegra", "Amica" und wie all die anderen Zeitschriften auch heißen mögen, schon übersättigt schien, hat "Glamour" Erfolg. Woran das liegen mag, ist schwer zu sagen. Am Preis von 1,50 Euro? Am handlichen Format, das auch in kleine Handtaschen paßt? Oder an dem Inhalt, der gerade banal genug ist, um einen auf endlosen Zug-, Bus- oder U-Bahnfahrten zu unterhalten?

In den Rubriken "Liebe & Leben", "Mode", "Beauty", "Body", "Job & E-Life", "Wohnen & Essen", "Reportage & Reise" wird alles erörtert, was für die moderne Frau von Interesse sein könnte: Klatsch über Prominenz und Pseudoprominenz, konventionelle, wenig glamouröse Modestrecken, Kosmetiktips, Problemzonengymnastik, Partnerschaftsberatung, Kochrezepte und gelegentlich Persönlichkeitstests, die so eindimensional sind, daß man sich bei der Auswertung fragt, ob man an einer multiplen Persönlichkeitsstörung leidet. Wenn man Glück hat, findet man ab und an eine interessante Reportage.

"Glamour" ist weder besser noch schlechter als die meisten anderen Frauenzeitschriften. Die Zeitschrift ist symptomatisch für eine Frauengeneration, die ziemlich ratlos ist. Eine Frauengeneration, die den BH vom Scheiterhaufen zurück in den Kleiderschrank geräumt hat. Eine Frauengeneration, deren Lebensziel wieder darin zu bestehen scheint, einen potentiellen Ehemann zu lokalisieren, festzusetzen und so schnell wie möglich vor den Altar zu ziehen. Was man in diesem Fall anzieht, zeigte "Glamour" in der Ausgabe vom Mai 2002 auf den Seiten 163 bis 178.

nh