MÄRZ
2002

 
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Citizen Kane
Orson Welles
"Citizen Kane"
USA 1940

„Rosebud“: das letzte Wort des Medienmoguls Charles Foster Kane ergibt keinen Sinn. Ein Reporter versucht das Rätsel um das legendäre letzte Wort zu lösen. Er interviewt Menschen, die Kane nahe standen - seinen Mitarbeiter Mr. Bernstein, seinen Freund Leland, seine Ex-Frau, seinen Butler Raymond - und ihm bruchstückhaft dessen Lebensgeschichte erzählen.

Charles Foster Kanes glückliche Kindheit ist zu Ende, als er ein Vermögen erbt. Gegen seinen Willen muß er das Landhaus seiner Mutter verlassen. Er wehrt sich und wirft mit seinem Schlitten nach dem Finanzberater, der ihn abholen soll. Der Widerstand nutzt nichts. Kane erhält eine gute Ausbildung in der Stadt und steigt mit 25 Jahren in das Zeitungsgeschäft ein. Sein steiler Aufstieg erfolgt so schnell wie sein moralischer Verfall. - Politischer Populismus, gescheiterte Ehen, Grausamkeit und Überheblichkeit, der Verrat an dem einzigen Freund, den er je hatte.

Die verschiedenen Episoden geben Einblick in Kanes Psyche, lösen aber das Rätsel um das letzte Wort nicht. Der Reporter gibt auf. Der Zuschauer sieht im letzten Bild, wie Gerümpel aus Kanes Haus getragen und verbrannt wird. Sein Kindheitsschlitten wird in die Flammen geworfen. - Ein Wort steht auf den Schlitten geschrieben: Rosebud.

Orson Welles’ erster Spielfilm war zwar ein kommerzieller Mißerfolg, gilt aber bis heute neben Eisensteins „Panzerkreuzer Potemkin“ als das größte Meisterwerk der Filmgeschichte. Welles brach radikal mit dem klassischen Erzählkino. Kanes Geschichte wird fragmentarisch erzählt und wie ein Puzzle aufgebaut - diese Symbolik wird durch Requisiten noch unterstützt. Die pseudo-dokumentarische Konstruktion läßt den Film heute immer noch avantgardistischer wirken als die meisten zeitgenössischen Filme. In dieser ungewöhnlichen Form wird allerdings eine archetypische Geschichte erzählt: die Geschichte des armen reichen Jungen, die Geschichte der verlorenen Kindheit, die Geschichte von Aufstieg und Fall. Der Film löste einen Skandal aus, da der amerikanische Pressezar William Randolph Hearst sich karikiert sah und alles tat, um dem Film zu schaden.

Orson Welles, Hollywoods Wunderknabe, der auch die Hauptrolle in „Citizen Kane“ spielte, erreichte bereits mit seinem ersten Film den Höhepunkt seiner Karriere. Er hatte als Schauspieler Erfolg mit Filmen wie „Der dritte Mann“, füllte die Klatschspalten mit seiner Ehe mit Rita Hayworth - die auch seine Partnerin in „Die Lady von Shanghai“ war - und realisierte ambitionierte Shakespeare- und Kafka-Verfilmungen. Die Größe von „Citizen Kane“ erreichte er jedoch nie wieder.

vh


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Citizen Kane

„Rosebud“: the last word of the media mogul Charles Foster Kane makes no sense. A reporter tries to solve the riddle about the legendary last word. He interviews Kane’s closest - his collaborator Mr. Bernstein, his friend Leland, his ex-wife and his butler Raymond - who tell him the story of Kane’s life.

Charles Foster Kane’s happy childhood is over, when he inherits a fortune. He has to leave his mother’s house in the country against his will. He offers resistance and throws his sledge at the financial adviser who is about to fetch him. In vain. Kane gets a good education in town. At the age of 25, he enters the publishing business. His raise is as fast as his moral decay. - Political populism, failed marriages, cruelty and arrogance, the betrayal of his only friend.

The episodes reveal Kane’s psyche, but the riddle about the last word is not solved. The reporter gives up. At the end of the film, the public sees junk from Kane’s house being removed an burned. His childhood sledge is thrown into the flames. One word is written on the sledge: Rosebud.

Orson Welles’ first motion picture flopped at the box offices. Nevertheless „Citizen Kane“ is considered - together with Eisensteins „Battleship Potemkin“ - the greatest masterpiece of film history. Welles broke completely with the classical Hollywood narration. Kane’s story is told in fragments - put together like a puzzle - that symbolism is underlined by props. The pseudo-documentary construction still makes the film more „avant-garde“ than contemporary movies. It is an archetype story which is told in an extraordinary form: the story of the poor rich boy, the story of a lost childhood, the story of raise and fall. The film produced a scandal because the American press tsar William Randolph Hearst felt caricatured and did everything to do the film harm.

With his first film, Orson Welles, Hollywood’s boy wonder, who also played the main character in „Citizen Kane“, was in the zenith of his art. Later he succeeded as an actor in „The Third Man“, filled gossip columns with his marriage with Rita Hayworth - who co-starred in his film „The Lady of Shanghai“ - and completed ambitious Shakespeare and Kafka adaptations. But he never regained the grandeur of „Citizen Kane“.

vh