MAI 01
 
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Hollywood-Klassiker: Eine auswärtige Affäre
"Eine auswärtige Affäre"
("A Foreign Affair")
Billy Wilder
USA 1948

 

 

Mit einem Komitee des amerikanischen Kongresses reist die Abgeordnete Phoebe Frost (Jean Arthur) nach Berlin. Sie soll die Moral der amerikanischen Besatzungstruppen überprüfen. Wie ihr Nachname schon andeutet, ist Miss Frost etwas unterkühlt - und vor allem sehr pflichtbewußt. Die Republikanerin aus Iowa ist empört. Bei ihrer Untersuchung entdeckt sie GIs, die mit blonden Fräuleins fraternisieren, Besatzungsbabys und Soldaten, die sich mehr für leichte Unterhaltung und den Schwarzmarkt interessieren als für die Entnazisfizierungsmaßnahmen. Um mehr über die Verhältnisse der Soldaten zur Zivilbevölkerung zu erfahren, gibt sich Miss Frost als deutsches Fräulein Gretchen Gesundheit aus. Da ihre Deutschkenntnisse aber nicht über das Wort "Jawohl" hinausgehen, gerät sie schnell in peinliche Situationen.

Bei ihren Nachforschungen entdeckt sie den Nachtclub "Lorelei". Dort singt die charismatische Erika von Schlütow (Marlene Dietrich) frivole Lieder, die die Soldaten zum Grölen bringen. Über die Sängerin kursiert das Gerücht, daß sie die einstige Geliebte einer Nazigröße sei und den Entnazifizierungsmaßnahmen nur entging, weil sie unter dem Schutz eines amerikanischen Offiziers stehe. Die Kongreßabgeordnete will an Erika ein Exempel statuieren. Sie versucht verbissen, deren Nazivergangenheit aufzudecken. Captain John Pringle (John Lund) soll ihr dabei helfen. Doch ausgerechnet er hat von Erika schon mehr gesehen als nur ihre Akte - er ist der Gesuchte. Irgendwie muß die neugierige Miss Frost abgelenkt werden. Und was eignet sich dazu besser als amouröse Verwirrung?

"Want to buy some illusions? Slightly used, just like new," singt Erika von Schlütow in der "Lorelei". Desillusioniert und opportunistisch, so wird Erika in Billy Wilders Film dargestellt - als exemplarischer Fall für die Deutschen nach dem 2. Weltkrieg. Wilder drehte hauptsächlich an Originalschauplätzen im zerstörten Nachkriegs-Berlin, was den Film sehr authentisch wirken läßt. "Eine auswärtige Affäre" wird meist in der englischen Version gezeigt, denn eine Synchronisation würde den Witz völlig zerstören. Die Komik der Gretchen-Gesundheit-Szenen zum Beispiel entsteht gerade aus den Verwicklungen, die aus der Zweisprachigkeit resultieren.

Jean Arthur spielt die biedere Kongreßabgeordnete rührend-lächerlich. John Lund verkörperte den Sunnyboy Pringle mit humorvoller Gelassenheit. Und Marlene Dietrich überzeugt - wie immer - als singende femme fatale. "Eine auswärtige Affäre" ist vielleicht Billy Wilders politischster Film, aber auch einer seiner komischsten.

vh