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Die Geschichte des Hörspiels
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"Ich werde das Reich des Sichtbaren meiden, die Schatten und die Nacht bevorzugen, die Phantastik der Winkel, in denen man tuscheln hört, [...] die dunklen Kerker betasten, den Blinden gleich eine eigene, feinere Welt für mich entdecken und liebend hegen"
(Alfred Auerbach, Hörspielautor)

Der erste Schritt war 1864 gemacht: Damals entwickelte der schottische Physiker James Clerk Maxwell eine Theorie von der Existenz elektromagnetischer Wellen und bereits 1888 konnte Rudolf Hertz einen Sender konstruieren, den er Resonator nannte. Etliche Erfindungen und Weiterentwicklungen später wurde aus diesen Anfängen das, was wir heute Radio nennen.

Schon im ersten Weltkrieg führte der Chef der Feldtelegraphie an der deutschen Westfront drahtlose Telefonieversuche mit einem Röhrensender durch: Man übertrug Musik und Vorlesungen aus Zeitungen und Büchern. Ab den 20er Jahren entstanden schließlich die ersten richtigen Hörspiele, bei denen die Sprecher live und in voller Kostümmontur vor dem Mikrofon agierten, denn Bandmaschinen zur Aufnahme gab es erst um 1946.

Und die Hörerzahl wuchs ständig. 1925 waren es noch 500.000 Rundfunkteilnehmer, 1934 saßen schon 5.000.000 vor ihren Volksempfängern. Thematisiert wurden zunächst meist soziale Probleme, wie die Arbeitslosigkeit. Zu dieser Zeit kam das Hörspiel dann zu seiner ersten Blütezeit, in der das Geräusch und die Blende als Stilelement entdeckt wurden.

Unter den Nazis jedoch erfuhr das Radio eine ungeheure Instrumentalisierung für die politische Propaganda der NSDAP. Man verstaatlichte alle Sendegesellschaften und richtete das Amt des Politischen Rundfunkkommissars ein. Auch das Hörspiel, das jetzt immer mehr in der Form des chorischen Fest- und Weihespiels zu finden war, wurde zum Mittel der "Erziehung zum Kollektivgeist" gemacht. So nannte der Volksmund den "Deutschen Kleinempfänger" "Goebbels' Schnauze". Ausländische Sender durften ab 1939 nicht mehr gehört werden. Wer dennoch "Feindsender" hörte, dem drohte das Todesurteil.

So dominierten nach dem 2. Weltkrieg noch lange die Sinnlosigkeit des Krieges, das Verhältnis zu den Juden und innerer Widerstand die Hörspiellandschaft, bevor man sich auch mit dem Ost-West-Problem, der Wohlstandsgesellschaft, Eheleben und Identität auseinandersetzte. Berühmt aus dieser Zeit ist z.B. Wolfgang Borcherts Hörspiel "Draußen vor der Tür". Mit der Dezentralisierung der Rundfunkanstalten entstand nach und nach auch eine neue Radiolandschaft mit den öffentlich-rechtlichen Sendeanstalten. 1951 führte man den Hörspielpreis der Kriegsblinden ein, der seither eine wichtige Auszeichnung darstellt.

Ab den 50ern wurde das Hörspiel zunehmend poetischer und bediente sich phantastischer Bilder, um in den 60ern bis zur Forderung Schwitzkes, dem langjährigen Leiter des Hörspiels beim NWDR, zu gelangen, man solle sich jeglichen Naturalismus enthalten und die Bilder im Kopf entstehen lassen. Als Verfechter der "inneren Bühne" fand er, daß Geräusche oder Musik nur als Unterstreichung des Wortes dienen und keine eigenen Mittel darstellen sollten. Dies war eher im sogenannten "Neuen Hörspiel" (auch Schall- und Klangspiel genannt), das vom Nouveau Roman beeinflußt wurde, der Fall: Ab 1968 rückte mit Künstlern wie Jandl die Sprache und Sprachkritik mehr und mehr in den Mittelpunkt: Das Hörspiel wurde zum Sprachspiel. Die Wörter waren nun die Subjekte, wobei der Illusionscharakter des Hörspiels immer mehr verlorenging. Mit dem Minutenhörspiel entstand eine weitere Ausdrucksform.

In jüngster Zeit jedoch sind zahlreiche Radiosender fusioniert worden, was ebenfalls eine Verengung des Spektrums für das Hörspiel bedeutet. Außerdem gaben nach Daten der FAZ im Oktober 1994 nur noch zwei Prozent der Radiohörer an, Hörspiele zu hören (1953 waren es noch 33 Prozent).

Wer jetzt noch weitere Informationen zur Geschichte des Hörspiels, Newsletter, Chatforen, Links, Tauschbörsen, Hörbeispiele etc. sucht, dem sei die Internetseite http://hoerspiel.com/, der auch im Wesentlichen die Informationen für diesen Artikel entnommen sind, empfohlen.

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