JUNI
2003

 
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MEDIEN


"Matrix Reloaded"
"Matrix Reloaded"
Andy & Larry Wachowski
USA, 2003




Aus rechtlichen Gründen weist CERYX darauf hin, daß das nebenstehende Bild selbst erstellt ist und ausschließlich der Illustration dieses Artikels dient.

Überraschend, unerwartet ist er da: Matrix II, gemeinhin bekannt als Matrix Reloaded. Wieder prügeln sich Neo, Trinity und Morpheus durch eine Computersimulation von Realität, um die Menschen von der Herrschaft der bösen Maschinen zu befreien, von denen sie ausgebeutet werden. Die Frage stellt sich: Hat sich irgend etwas geändert?

Ja und nein. Nicht geändert hat sich die – ja eigentlich gute – Geschichte. Alles ist und bleibt beim Alten: Die Maschinenmonster sind dieselben geblieben, die unterirdische Stadt Zion existiert noch, Neo ist noch der Auserwählte, man kämpft nach wie vor gegen Agenten und sogar die Schrift der laut 'Operator' des Schiffes 'Nebukadnezar' angeblich unlesbaren Matrix sieht noch genauso aus wie vorher.

Jedoch gibt es auch ungewöhnliche Neuerungen. Matrix I langweilte nicht mit stundenlangem pseudo-philosophischem Geschwafel und endlosen unwichtigen Details wie Amuletten, Spaziergängen durch Maschinenräume, ewigen Landeanflügen und dergleichen. Neben langweiligen gibt es auch reichlich ärgerliche Szenen. So etwa die faschistoide Fackel-Vollversammlung in den Höhlen von 'Zion', die sich später zu einer gigantischen Techno-Party auswächst (deren einzige Bedeutung übrigens ist, daß auf die Rivalität zwischen Morpheus und dem 'Commander' der Stadt bezüglich einer Frau hingewiesen werden und Neo sich ungestört mit Trinity vergnügen kann, was detaillierter als appetitlich dargestellt wird – oder sind metallene Kontakte auf dem Rücken der neueste Trend?). Weiterhin die Rede des Senators, übrigens einer aus „Star Wars“ geklauten Rolle, gefolgt von der Rede Morpheus', die diesen seine geheimnisvolle Aura kostet und ebenfalls bedeutungslos ist. Überdies der Spaziergang Neos mit dem Senator durch den Maschinenraum 'Zions', anläßlich dessen ein wenig über Maschinen philosophiert wird, was, wie der Senator höchstpersönlich zugibt, sinnlos ist. Dementsprechend steht Neo auch daneben, stellt verkrampft Fragen und sieht wohl nicht nur so aus, als verstünde er gar nichts. Der Maschinenraum selbst erweckt den Eindruck, als wäre hier die Kulisse von Saromans Ork-Fabrik aus „Herr der Ringe“ recycelt worden. Dieser Film könnte auch dazu inspiriert haben, mit einer Fortsetzung noch mehr Geld zu scheffeln. Selbst Superman wird unverhohlen 'gecovert'.

Wirklich gut sind dagegen die Kampfszenen geblieben. Leider gibt es wenig langweiligeres, als das fade Gesicht von Agent Smith gleich in hundertfacher Vervielfältigung zu sehen. Auch kann der Zuschauer nicht aufhören sich zu fragen, was das ganze Geballer soll, wenn es sowieso niemandem schaden kann. Eigentlich könnte man sich gleich einen zünftigen asiatischen Kampffilm wie etwa „Tiger & Dragon“ ansehen. Der wäre zwar auch übertrieben, aber irgendwie ehrlicher. Warum tun wir's nicht? Da hauen sich nunmal keine Weißen kunstvoll aufs Maul.

Wer Matrix 1 nicht gesehen hat, dem wird es schwerfallen, den zweiten Teil einigermaßen zu verstehen. Ein guter Film sollte in sich geschlossen sein, selbst als Teil einer Fortsetzungsserie – das gelang schon in den achtziger Jahren mit Knight Rider, MacGyver, sogar dem A-Team und bis jetzt auch den ersten beiden Teilen von „Herr der Ringe“. Matrix Reloaded ist aber nicht nur nicht in sich geschlossen, sondern endet so abrupt und unangenehm wie eine Folge von „Gute Zeiten, schlechte Zeiten“ mit einer Fortsetzung-folgt-Vertröstung („Aah, noch mehr Geld!“). Wer bis dahin dieses aufgewärmte, aber teuer hergestellte Potpourri aus Teil 1, Star Wars und Herr der Ringe zweieinhalb Stunden ausgehalten hat, wird sich zu Recht ziemlich hintergangen fühlen.

Da mag man die einzige Figur aus Matrix Reloaded zitieren, die Kultstatus erlangen könnte: Den 'Merowinger'. Jenes Programm bevorzugt nach ausgiebigen Selbstversuchen die französische Sprache als die beste, weil es sich in keiner anderen so gut fluchen läßt. Sein Resümee paßt auch auf den Film: „Bordell de Merde! Es ist, als ob man sich den Arsch mit Seide abwischt.“

mp