FEBRUAR
2003

 
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MEDIEN


"Open Hearts"

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"Open Hearts" (Elsker dig for evigt)
Susanne Bier
Dänemark, 2002


Und noch ein Dogma-Film: Alles hätte so schön werden können. Wenn da nicht dieser grauen- und verhängnisvolle Unfall gewesen wäre.

Ein junges Paar, kurz vor der Hochzeit: Die Welt scheint vollkommen in Ordnung. Morgens beim Frühstück die üblichen Neckereien, dann der gemeinsame Weg zur Arbeit mit dem gemeinsamen uralten Auto. Die wahrscheinlich ebenso übliche Diskussion, wer es wann haben darf. Hätten sie sich heute gestritten, wäre alles nicht passiert. Er wäre nicht zurückgekommen, um sie nochmals rasch zu küssen. Dann wäre er auch nicht angefahren worden.

Er überlebt, allerdings gelähmt vom Hals abwärts. Seine Freundin macht sich Vorwürfe, mehr noch die Frau eines der Ärzte des Krankenhauses, in das er eingeliefert wird. Sie war es, die ihn angefahren hat. Sie hat sich heute gestritten – mit ihrer pubertierenden Tochter, um Kleinigkeiten. Hätten sich heute die anderen gestritten, wäre alles nicht passiert.

Als wäre das nicht genug, tröstet ihr Mann das völlig aufgelöste Mädchen. Das gehört zu seiner Arbeit. Nicht so sehr zu seiner Arbeit gehört, daß er ihr seine – private – Handynummer gibt, noch weniger, daß er sich – privat – mit ihr trifft, überhaupt nicht, daß er schließlich mit ihr im Bett landet – nicht nur versehentlich, nicht nur einmal. Daß er ihr Möbel kauft. Daß er schließlich seine Familie für sie verlassen will. Was sie nicht will. Was er nicht mehr anders kann.

„Open Hearts“ ist nicht leicht verdaulich, wohl auch weil er in mehr als einer Hinsicht skandinavisch ist: Die den meisten Dogma-Filmen eigene Tragik verträgt sich eben nur wenig mit der katalogneu wirkenden IKEA-Welt. Abgesehen von der Dankbarkeit, die der Betrachter für seine Gesundheit empfindet, macht er einen auch nicht wirklich nachdenklich: Familientragödien sind heutzutage schon allzu alltäglich, und der anfängliche Unfall war eigentlich nur der Auslöser.

So bitter die Geschichte dennoch ist, überrascht der Film mit vielen tröstlichen, in all dem Unglück sogar lustigen Augenblicken. Dazu gehört nicht zuletzt auch der Abspann: Selten waren auf der Leinwand bisher so erheiternde Vornamen wie Paprika zu lesen. Was nicht bedeuten soll, daß sich „Open Hearts“ darauf reduzieren ließe.

mp