FEBRUAR
2007

 
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"Princesas"

"Princesas"
Fernando León de Aranoa
Spanien 2005

Cayetana und Zulema, zwei Prinzessinen, allerdings immer nur für wenige Augenblicke. Z. B. dann, wenn Zulema mit ihrem kleinen Sohn in der Dominikanischen Republik telefoniert oder in dem Moment, als Cayetana von ihrem Freund, dem Informatiker Manuel, eine eigens für sie gebrannte CD, nicht etwa mit romantischen Liedern, aber immerhin mit der neuesten Version des Acrobat Readers, überreicht bekommt. In Wirklichkeit gleicht das Dasein der beiden nämlich nicht gerade dem von Prinzessinnen. Im Gegenteil, beide arbeiten als Prostituierte in Madrid.

Als Zulema in das Haus von Cayetana zieht - zumindest tagsüber, abends und nachts wird die Wohnung nämlich von einer Einwandererfamilie bewohnt - ist Cayetana wenig begeistert, stellen doch die ausländischen Prostituierten eine harte Konkurrenz dar. Aber nachdem Cayetana ihre Nachbarin von einem ihrer Kunden misshandelt vorfindet und ins Krankenhaus bringt, freunden sich beide an. Der Film erzählt von dieser Freundschaft zwischen den beiden Frauen und von ihrem schwierigen Dasein, das sie teilen: Cayetana wünscht sich sehnlichst einen Freund, der sie ganz normal von der Arbeit abholen könnte. Und Zulema kämpft mit ihrem Heimweh und braucht dringend eine Aufenthaltserlaubnis, um sich ohne Angst vor der Polizei auf die Straße trauen zu können. Doch beide Träume sind zum Scheitern verurteilt: Die Freunde des Informatikers Manuel, der so herrlich gewöhnlich ist und wahrscheinlich gerade deshalb Cayetana so gut gefällt, stellen sie vor ihm bloß und der gewalttätige Beamte, der Zulema verspricht ihr gegen gewisse Dienstleistungen Papiere zu verschaffen, lauert ihr ein ums andere Mal nur mit Misshandlungen und falschen Versprechungen auf. Für ihre Darstellung der Cayetana und der Zulema haben Candela Peña und Micaela Nevárez sicherlich verdient den wichtigsten spanischen Filmpreis, den Goya 2006 (als beste Hauptdarstellerin bzw. als beste Nachwuchsdarstellerin) erhalten.

Und trotz der niederdrückenden Situation zeichnet der Film ein sehr menschliches Bild der beiden Frauen und ihrer Wünsche. Dies gelingt gerade durch den humorvollen Blick, den er auf ihren Alltag wirft, mit dem er ihre Schicksale beschreibt und am Rande weitere kleine Geschichten einflicht. Da wäre die schon etwas ältere Kollegin der beiden, die immer behauptet unter ihren Kunden einen wichtigen Minister zu haben - den Namen darf sie natürlich nicht nennen - und der die anderen nicht glauben. Ihr größter Triumph ist es, am Ende ihre Kolleginnen dann eines Tages zu einer Fahrt in der Limousine ihres "Gönners" einzuladen. Oder die Vertretung für den Sexualkundeunterricht, die Zulema durch Zufall in der Schule übernimmt, und bei der man in den bezahnspangten Gesichtern der Schüler deren Gebanntheit geradezu ablesen kann. Zu der Leichtigkeit des Ganzen trägt sicherlich auch nicht zuletzt die Musik von Manu Chao bei, die mit dem Goya für den besten Filmsong ("Me llaman calle") ausgezeichnet wurde.

So schafft es der Regisseur Fernando León de Aranoa, wie auch in seinem ersten großen Publikumserfolg in Spanien "Montags in der Sonne - Los lunes al sol", der ebenso eine Momentaufnahme, in diesem Fall aus dem Leben arbeitsloser Werftarbeiter, darstellt, Menschen, die am Rande der Gesellschaft stehen, auf eine tragikomische Art in ihrer Sehnsucht nach einem besseren Leben zu charakterisieren.

bk