JUNI
2002

 
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MEDIEN


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Vogue - Verkaufte Träume

Es gibt Frauenzeitschriften und es gibt Vogue. Vogue ist der Bugatti in der Medienlandschaft: elegant, luxuriös, teuer.

„Gib den Menschen nicht, was sie wollen, gib ihnen, wovon sie nie zu träumen wagten,“ sagte Diana Vreeland, die legendäre Chefredakteurin der amerikanischen Vogue. Vreelands Maxime wurde die Spezialität des Magazins: die Produktion und den Verkauf von Träumen. Hochglanzbilder zeigen eine Welt, die friedlicher, geordneter und strahlender ist als die Welt, in der wir leben - eine Welt, in der Laufmaschen, mißlungene Frisuren, Cellulite und Übergewicht nicht existieren. Glamouröse Modestrecken, aufgenommen von den originellsten Fotografen, huldigen der vergänglichsten aller Künste, der Haute Couture, und feiern die vergängliche Schönheit der Trägerin.

Vogue läßt sich nicht zu Banalitäten herab, wie Partnerschaftsberatungen und phantasielosen Kosmetiktips oder gar Verschönerungsaktionen. Vogue ist eine Stilbibel. Wahre Eleganz kann es sich leisten, das rissige Leder der alten Schuhe noch einmal aufzupolieren, den Mantel vom letzten Jahr noch einmal aufzutragen, aber auf Vogue zu verzichten ist nicht möglich. Im Status-ABC heißt es unter dem Buchstaben V: „Vogue - Sie sind der Star, und dies ist Ihr Drehbuch.“

Vogue ist geistreiche Unterhaltung, die sich nicht auf Mode- und Kosmetikthemen beschränkt, sondern auch fundierte Informationen über Kunst und Kultur liefert - erklärt, an wem man heute nicht vorbeikommt, wer morgen wichtig wird und warum man ab und an einen nostalgischen Blick auf das Gestern werfen sollte. Im Vogue-Gespräch treffen sich Persönlichkeiten, die sich wirklich etwas zusagen haben: Ex-Model Christy Turlington und Yogaguru Gurmukh, Konzeptkünstlerin Sophie Calle und Architekt Frank O. Gehry, Schriftsteller Javier Marias und Regisseur Woody Allen.

Auf der vorletzten Seite stellen Prominente „Fragen ohne Antworten“, die über den Fragesteller ebensoviel verraten wie die Antworten über den Antwortenden. „Lieben Sie die Menschen?“ (Roger Willemsen) - „Und wie sähe für uns eigentlich das Bild der Liebe aus, wenn wir es noch nie in einem Film gesehen hätten?“ (Iris von Arnim) - „Welche Geschichten über sich erzählen Sie Leuten, die Sie neu kennen lernen?“ (Stewart O’Nan) Alain de Botton fragt: „Ist es Goethes Schuld, daß ich lieber VOGUE lese als ‚Wahlverwandtschaften‘?“ - Vermutlich schon.

vh