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Die wiedergefundene Zeit: Ein Kaleidoskop der Erinnerungen
Die wiedergefundene Zeit
(Le temps retrouvé)
Raúl Ruiz
F 1999

An dem Vorhaben, Marcel Prousts Werke zu verfilmen, sind schon gro�e Regisseure wie Volker Schl�ndorff gescheitert. Zu handlungsarm, zu dialogarm ist der Romanzyklus �Auf der Suche nach der verlorenen Zeit� und galt damit bisher als unverfilmbar. Nun wagte sich der Chilene Raoul Ruiz an eine Kinoadaption des letzten Teil des Monumentalwerks: �Die wiedergefundene Zeit�.

Die Handlung beginnt in Paris im Jahr 1922. Der todkranke Schriftsteller sitzt in seinem Bett. Er schreibt. Er diktiert. Unter gro�en Anstrengungen und mit Hilfe seines Dienstm�dchens C�leste versucht er, sein Lebenswerk zu beenden - seine Erinnerungen festzuhalten, um der Verg�nglichkeit zu trotzen, um zu beweisen, da� er gelebt hat. Mit einer Lupe betrachtet er Fotografien seiner Familie und seiner Freunde. Er beschw�rt Bilder der Vergangenheit herauf. In diese Vergangenheit nimmt er die Zuschauer mit.

Wie in einem Kaleidoskop werden Bilder zusammengesetzt und wieder ver�ndert - Bilder der Kindheit, der Jugend und des Erwachsenenalters. Unz�hlige R�ckblenden und Zeitspr�nge setzen die Erinnerungsfetzen filmisch um. Geschickt eingesetzt sind Verbindungselemente, die den �bergang von einer Erz�hlzeit in die n�chste erm�glichen: die ber�hmte Madeleine-Szene, ein wiedergefundenes Buch, der Blick auf einen vertrauten Ort oder ein Gespr�ch mit alten Freunden. Immer wieder wird ein Bogen geschlagen zwischen den Erlebnissen des Kindes, des Jungen, des erwachsenen Erz�hlers und des todkranken Schriftstellers.

Der Protagonist wird einf�hlsam von dem bisher weitgehend unbekannten Schauspieler Marcello Mazzarella interpretiert. Mit ihm agiert ein Ensemble von franz�sischen Filmstars: Cath�rine Deneuve als Odette, Emmanuelle B�art als Gilberte, Chiara Mastroianni als Albertine, Marie-France Pisier als Madame Verdurine, Vincent P�rez als Morel, ... - ein Who is Who des zeitgen�ssischen franz�sischen Kinos. Der Amerikaner John Malkovich beweist in der Rolle des Baron de Charlus einmal mehr sein gro�es Talent au�erhalb von Hollywood.

Im prachtvollen Dekor der Belle Epoque erleben die Figuren gesellschaftlichen Aufstieg und Verfall, L�gen und Intrigen, Liebe, Ha� und Eifersucht - und vor allem Dekadenz in jeder denkbaren Form.

Das Sittengem�lde der Jahrhundertwende begeisterte bereits in Frankreich und in den USA das Publikum. Ab dem 18. Januar wird �Die wiedergefundene Zeit� auch in deutschen Kinos�len gezeigt. Der Film wird beweisen m�ssen, ob er nur bei einem kleinen Kreis von Bildungsb�rgern und Frankophilen Anklang findet oder ein gr��eres Publikum f�r sich gewinnen kann.

Raúl Ruiz' Film ist ein besonderes visuelles Erlebnis f�r Proust-Verehrer und solche, die es werden wollen, eine Literaturverfilmung in der ber�hmte Schauspieler in den vielleicht anspruchsvollsten Rollen ihrer Karriere zu sehen sind - und vor allem der erfreulichste Kinoexport aus Frankreich seit langer Zeit.

vh