NOVEMBER
2002

 
Rubriken
 
Service
 
Kontakt
MUSIK


Alphamusic - CDs, DVDs, Spiele, Bücher u. Software

Charles Aznavour, der Unermüdliche
 

"Dans les cafés voisins
Nous étions quelques-uns
Qui attendions la gloire
Et bien que miséreux
Avec le ventre creux
Nous ne cessions d'y croire"

La Bohème, 1965
Das Repertoire des großen französischen Chansonniers Charles Aznavour beschränkt sich nicht auf die 400 Chansons, die er auf Französisch interpretiert hat. Hinzu kommt ein großer Teil an Liedern auf englisch, spanisch, italienisch und sogar deutsch - was vor allem dem Umstand zu verdanken ist, dass Aznavour immer wieder durch die Welt tourte.

Charles Aznavourian wird am 22. Mai 1924 in Paris als Sohn armenischer Immigranten geboren, die gerade auf ein Einreisevisum in die USA warten. Doch die Familie bleibt in Paris und eröffnet dort ein kleines armenisches Restaurant. Der Vater ist eigentlich Sänger, die Mutter Schauspielerin, und so wachsen Charles und seine ältere Schwester in einer Atmosphäre aus Musik und Theater auf. Mit neun Jahren schreiben die Eltern Charles in der Schauspielschule ein, und Charles übernimmt erste kleine Rollen in Theater und Kino. Seine Schwester tritt in einer Varieté-Gruppe auf und nimmt Charles mit auf die Bühne. Doch mit seinem irgendwie "schwierigen" Äußeren und seiner eher "undankbaren" Stimme hat er es nicht leicht.

1939 verlässt Charles Aznavour die Schauspielschule, um zu arbeiten, und trifft zwei Jahre später auf den jungen Autor und Komponisten Pierre Roche, mit dem er im Duo durch die Kabaretts zieht, 1946 auch in den USA. Zurück in Deutschland beginnt Aznavour eine Solokarriere, zunächst jedoch ohne Erfolg. Er komponiert Stücke für Edith Piaf, Juliette Gréco und andere.

1954 tourt Aznavour durch Nordafrika. Die Kritiken sind nach wie vor skeptisch aufgrund seiner "unhörbaren" Stimme und seines wenig kommerziellen Auftretens - doch das Publikum mag ihn. 1957 feiert er schließlich seinen ersten großen Triumph in Frankreich und geht mir Erfolg auf Auslandstournee.

Parallel dazu arbeitet Aznavour an seiner Kinokarriere, übernimmt 1960 etwa eine Rolle in François Truffauts "Tirez sur le pianiste". Schließlich startet er eine Welttournee, die mehrere Jahre dauert: Er wird zum international gefeierten Star und verkauft seine Platten millionenfach. Doch das Wichtigste bleiben für ihn die Auftritte: "Je n'ai jamais travaillé pour vendre des disques, mais pour chanter sur scène. C'est mon vrai métier." ("Ich habe niemals gearbeitet, um Platten zu verkaufen, sondern um auf der Bühne zu singen. Das ist mein wahrer Beruf.")

1965 wird Aznavours Musical "Monsieur Carnaval" uraufgeführt, aus dem eines seiner bekanntesten Stücke stammt, "La Bohème". In den siebziger Jahren geht er nach Nordamerika, wo er in Universitäten und am Broadway Konzerte gibt.. Nach dem Erdbeben in Armenien von 1988 setzt er sich verstärkt für sein Heimatland ein und wird ständiger Unesco-Botschafter in Armenien. 1997 ernennt ihn Jacques Chirac zum Officier de la Légion d'honneur.

Gesundheitliche Probleme und ein Autounfall zwingen Aznavour schließlich, seine Auftritte einzuschränken. Im Oktober 2000 gibt er seine vorläufig letzten Konzerte. Schwer für jemanden, der noch 1997 über sich sagte: "Si je ne chantais pas, qu'est-ce que je ferais à la maison? Pour moi, la retraite, ce serait mourir d'ennui. La scène est un plaisir physique incomparable." ("Würde ich nicht singen, was täte ich zuhause? Im Ruhestand würde ich vor Langweile sterben. Die Bühne ist für mich ein unvergleichliches physisches Vergnügen.")

Aznavour ist heute 78 Jahre alt und hat sechs Kinder.

aw