APRIL 01
 
Rubriken
Service
Kontakt

 

MUSIK


Alphamusic - CDs, DVDs, Spiele, Bücher u. Software

France Gall - "Poupée de Son"

"Poupée de Son"
France Gall

Ganz in der Tradition Edith Piafs, doch – wenigstens außerhalb Frankreichs – deutlich weniger bekannt als ihre berühmt-berüchtigte Vorgängerin, steht die Pariser Sängerin France Gall, die mit Poupée de Cire Poupée de Son 1965 immerhin den Grand Prix d'Eurovision gewann.

Die Lieder auf der CD Poupée de Son, allesamt zwischen 1963 und 1968 erschienen, zeigen sich in Ansätzen schon vom gesellschaftlichen Wandel dieser Zeit beeinflußt, wirken jedoch immer noch recht brav. Davon abgesehen macht die Musik aber einfach gute Laune. Wenn die junge Frau fröhlich ihre Lieder kräht, geht einem das Herz auf.

Das Aufbegehren ist noch zahm, verglichen etwa mit Schocker-Musicals wie HAIR oder dem legendären I can't get no satisfaction der Rolling Stones. Eine Zerstörungsorgie wie die in der Berliner Waldbühne konnte France Gall mit ihren kindlich-naiven, aber wundervoll klingenden Texten kaum hervorrufen. Ihre Musik wirkt anders. Sie hat Charme. Man möchte fast sagen, sie ist niedlich. Es ist beinahe schwierig zu glauben, daß Lieder wie diese in ihrer unbeschwerten Art zu einer Zeit entstanden sind, in der Frankreich sich in Indochina und Algerien blutig mit den Folgen seiner Kolonialpolitik auseinandersetzen mußte. Es beweist aber auch, daß eine neue Generation in Frankreich herangewachsen war, die vom Krieg mehr als genug hatte. Nicht zuletzt der Titel Dis à ton capitaine („Sag deinem Kapitän“) gibt auf Umwegen einen Eindruck von der Konfliktmüdigkeit der jungen Leute.

Und letztlich zeigt sich hier wieder einmal mehr, was für eine phantastisch musikalische Sprache das Französische sein kann. Wer auf „härtere“ Klänge steht, wird wohl nur schwer zu begeistern sein. Wer allerdings noch träumen kann, dem sei France Gall dringendst empfohlen.

mp