JANUAR
2002

 
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MUSIK


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Dominique Horwitz singt Jacques Brel
Dominique Horwitz
"...singt Jacques Brel"
Horwitz & Hauptmann 2000
Dominique Horwitz singt Jacques Brel - besser als Jacques Brel selbst. Diese Behauptung ist wohl schon fast Blasphemie: Natürlich war Jacques Brel einer der größten französischsprachigen Chansonniers. In seinen Liedern liegt alles - Schmerz und Freude, Verzweiflung, Ironie und Satire. Der belgische Komponist und Interpret ist 1978 im Alter von 49 Jahren an Lungenkrebs gestorben. Sein Gesamtwerk umfaßt über 700 Lieder, die schon von so vielen kopiert, nachgesungen und interpretiert wurden, darunter sogar von David Bowie.

Warum singt Dominique Horwitz nun "besser" als der große Jacques Brel? Brel ließ sich von bis zu vierzigköpfigen Orchestern begleiten, Horwitz tritt mit einer fünfköpfigen Band auf (Klavier, Knopfakkordeon, Gitarre, Kontrabaß und Schlagzeug): Horwitz ist einfach ein bißchen moderner. Jacques Brel mag der Meister sein, aber um sein Werk den jungen Ohren von heute bekannt zu machen, leistet Horwitz gute Arbeit. Trotz aller Verjüngung schafft er es, Brels Liedern die Tiefe zu verleihen, die sie im Original haben. Dabei ist nichts unwahrer, als ihn als einen authentischen Brel-Interpreten zu bezeichnen - denn Horwitz macht etwas ganz eigenes aus den Liedern.

Ein Erklärung dürfte sein, daß er auch einer der besten deutschen Schauspieler ist. Auf der Bühne begleitet er seine Lieder mit vollendeten Bewegungen und Minenspiel. Selbst wenn man nur der CD lauscht, glaubt man seine Darstellung vor sich zu sehen: Er schreit, stichelt, schmeichelt, legt alles in seine Stimme hinein. Die Chansons auf der 1997 live in den Hamburger Kammerspielen aufgenommenen CD reichen von echten Gute-Laune-Krachern bis hin zu tieftraurigen Liebskummerschnulzen. Im Gegensatz zu den heutigen Top-of-the-Pops erzählen sie noch echte Geschichten, und sie sind nie gewöhnlich.

Dominique Horwitz wurde 1957 in Paris geboren. Seine Eltern sind Deutsche, die als Juden vor dem Nationalsozialismus nach Frankreich flüchteten. 1971 kam die Familie aus beruflichen Gründen zurück nach Deutschland, wo Horwitz eine Kaufmannslehre im KaDeWe begann. Als ihn ein Freund für eine Fernsehserie empfahl, wurde der damals 19jährige vom Fleck weg engagiert. 1984 präsentierte er seinen ersten "Jacques-Brel-Abend". Wie jeder Franzose mit Brel aufgewachsen, ist Horwitz über seine Liebe zu diesem Künstler auf eine solche Idee gekommen - der Erfolg war umwerfend.

Seitdem wirkte er mit in zahlreichen Kinofilmen (darunter Nachtgestalten, Stammheim und Stalingrad) und Fernsehproduktionen (Der große Bellheim, Enthüllung einer Ehe, Tatort, Polizeiruf 110). Mit der Rolle des Stelzefuß in Robert Wilsons Musical Black Rider schrieb er Bühnengeschichte. Neben den immer noch mit großem Erfolg laufenden Jacques-Brel-Shows tritt Horwitz mit einem zweiten musikalischen Programm auf: "The Best of Dreigroschenoper" nach dem Stück von Kurt Weill und Bertolt Brecht. Horwitz schafft dabei das Kunststück, ein ganzes Opern-Ensemble auf nur eine einzige Person zu reduzieren. Die Schau ist aber nicht ganz so spektakulär wie sein Jaques-Brel-Abend.

Mit beiden Vorstellungen tourt Horwitz immer mal wieder durch Deutschland, und wer kann, sollte den charismatischen Horwitz mit seinen sympathisch abstehenden Ohren unbedingt live erleben.

aw