APRIL
2009

 
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SPRACHE

THIODISK, DIUTISC, DEUTSCH
Eine Ausstellung im Deutschen Historischen Museum Berlin

Gedämpftes Sprachgemurmel und in Lautschrift notierte Sentenzen fügen sich zu einer Installation, die den Besucher gleich zu Anfang auf die Thematik einstimmt: Diese Tonschleuse bildet den Eingang zur Ausstellung „Die Sprache Deutsch“, die derzeit im Deutschen Historischen Museum in Berlin zu sehen ist.


Im Erdgeschoss des Deutschen Historischen Museums erstreckt sich die Ausstellung über einen Raum, der sich thematisch in verschiedene Rubriken gliedert: Ganz an den Anfang sind Exponate zu Sprachfamilien und Spracherwerb platziert. Dann kann der Besucher die verschiedenen Ecken unter den Titeln Sprachgeschichte, Sprache und Technik und Lebendige Sprache betrachten. In der Mitte des Raumes behandelt ein Rondell das Gebiet Dichtkunst und Sprachkunst: Von außen sind mehrere Schaukästen angebracht, im Inneren ist man eingeladen, sich mit der Lektüre der in großer Zahl ausgelegten Reclam-Heftchen das eine oder andere Erzeugnis der deutschen Dichtkunst ins Gedächtnis zu rufen oder neu kennen zu lernen. Außerdem versucht ein ca. 20-minütiger Film zur deutschen Sprache einen kurzen Überblick zu bieten.

Wer befürchtet, sich durch eine langweilige, trockene und schriftlastige Ausstellung kämpfen zu müssen, der irrt. Zahlreiche Exponate (wohlgemerkt nicht nur verstaubte Folianten!), Medienstationen, sehr gut ausgewählte Filmsequenzen, Überblickskarten, Poster, Bilder, Hörbeispiele (ein Audioguide ist im Eintrittspreis inbegriffen) und Modelle veranschaulichen Sprachgeschichte ebenso wie Dialekte, technische Aspekte des Umgangs mit Sprache, Verbreitung des Deutschen etc.

So bekommt man z. B. in einzelnen kurzen Fernsehausschnitten aus Sendungen, Reportagen und Interviews der jeweiligen Zeit einen Eindruck der Jugendsprache in verschiedenen Jahrzehnten, heutzutage sowie in der DDR vermittelt. Oder man kann an einem großen Weltkartenplakat nachvollziehen, welche deutschen Wörter in anderen Sprachen ihren Platz gefunden haben: Das reicht vom Baggersee, der in den französischen Wortschatz aufgenommen wurde, bis hin zum Bia (Bier) im Vietnamesischen oder dem Rinfi (Rindvieh) auf Papua-Neuguinea. Daneben gibt es viele weitere interessante Details zu entdecken, u. a. die Herkunft des Wortes deutsch selbst. Das germanische thiodisk bedeutete nämlich so viel wie „zum Volk gehörig“, wodurch die Sprache der germanischen Stämme von den romanischen Sprachen und dem Lateinischen abgegrenzt wurde. Daraus entwickelte sich die althochdeutsche Form diutisc und später das Wort deutsch.

Diese positiven Eindrücke werden allerdings dadurch getrübt, dass der Ausstellung in einigen Punkten der rote Faden zu fehlen scheint. Einiges bezieht sich auf Sprache im Allgemeinen (z. B. die Behandlung des Spracherwerbs) und nicht nur spezifisch auf die Deutsche Sprache. Dadurch werden Themengebiete nur auf unbefriedigende Weise angeschnitten und erscheinen teilweise zusammenhanglos nebeneinander gestellt. Dies erschwert es auch manchmal, die Gliederung in die oben genannten Rubriken während des Besuchs spontan nachzuvollziehen. In bestimmten Fällen sind auch die Beschriftungen und Ausführungen zu den Exponaten zu detailüberfrachtet, wodurch die wesentliche Information, nämlich inwiefern der jeweilige Gegenstand für die deutsche Sprache oder deren Entwicklung relevant ist, in den Hintergrund tritt. Außerdem vermisst man die Darstellung von wesentlichen Charakteristiken von Satzbau oder Wortbildung des Deutschen gänzlich.

Vielleicht wäre es sinnvoller gewesen, auf einige Exkurse zu verzichten, näher am Thema der deutschen Sprache zu bleiben und die starken Punkte der Ausstellung auszubauen, um das Ganze etwas kohärenter zu gestalten. Wer sich selbst ein Bild machen möchte, kann dies noch bis zum 3. Mai 2009 tun.

bk

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