| AUGUST
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| 2002 | 
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| Was heißt'n
          das: "Europa" | ||
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| Europa ist uns allen ein Begriff - als Kontinent, als politischer Staatenbund, als Kulturraum. Doch wo hat das Wort Europa eigentlich seine Wurzeln? Die Suche nach der Identität Europas führt uns - wie könnte es anders sein? - in die griechische Mythologie. Schon im zweiten Jahrhundert vor Christus erzählt Moschos aus Syrakus die Geschichte der schönen Europa. Die bekannteste Variation des Europamythos findet man jedoch in Ovids Metamorphosen. Europa, die Tochter des Königs Agenor, wächst im fernen Asien zu einer Jungfrau von herausragender Schönheit heran. Und wie so häufig dauert es nicht lange, bis der Göttervater Zeus auf diese Schönheit aufmerksam wird und in Liebe zu Europa entbrennt. Um ans Ziel seiner Träume zu gelangen sinnt er auf eine List. Auf Europa selbst lastet zu dem Zeitpunkt ein ihr unerklärlicher, bedrückender Traum. Ihr träumte, eine fremde Frau habe sie den Armen Asias gewaltsam entrissen, sie hinfortgeführt und ihr eine große Zukunft verheißen. Im Spiele und im Tanze am Meeresufer versucht Europa mit ihren Gefährtinnen
            ein wenig Ablenkung zu finden. Und tatsächlich, bald sind alle
            düsteren Gedanken vergessen, denn vor den Jungfrauen steht ein
            wunderschöner, gar göttlicher Stier. Er frißt Europa
            aus der Hand, und bald erscheint es allen, als böte er ihr seinen
            Rücken dar, dass sie auf ihm reite. Wie bezaubert folgt sie dieser
            Einladung und ach - kaum ist sie aufgestiegen, setzt der Stier sich
            in Bewegung, immer schneller und schneller und schon bald ist das
            schöne Paar so weit entfernt, dass die angstvollen Rufe Europas
            ungehört verhallen. Und es kommt noch schlimmer: der Stier stürzt
            sich mitsamt Europa in die Fluten und schwimmt hinvon. Europa ist
            außer sich vor Furcht und klammert sich mit aller Kraft an den
            Hörnern fest. Da spricht das göttliche Tier (in Wahrheit
            ist es Zeus) zu ihr: "Fürchte dich nicht schöne Europa,
            ich bin dir wohlgesonnen und führe dich einer großen Zukunft
            entgegen." Nach einem schier endlosen Ritt durch die Fluten kommt
            schließlich Land in Sicht. Es ist die Insel Kreta, auf der Zeus
            seine geliebte Europa endlich von seinem Rücken steigen läßt.
            Alsbald nimmt Zeus die Gestalt eines schönen jungen Königs
            an und bittet Europa seine Gemahlin zu werden. Diese erkennt in ihm
            den Stier wieder und willigt ein. Doch die Schrecken sind noch nicht
            zu Ende. Am nächsten morgen erwacht Europa allein, der König
            ist fort. Wieder verzweifelt sie, hadert mit ihrem Schicksal, ganz
            allein in einem fremden Land. Da erscheint ihr Aphrodite und spricht:
            "Sei unbesorgt Europa, dein Schicksal liegt in den Händen
            der Götter. Zeus selbst ist es, den du zum Gemahl genommen hast
            und ich war es, die dir den Traum gesandt hat. Du wirst unsterblich
            sein, denn dieser Erdteil wird von nun an immer deinen Namen tragen."
            So lebt Europa glücklich als gute Königin auf Kreta und
            Zeus kommt sie oft in menschlicher Gestalt besuchen. jn | ||