FEBRUAR 01
 
Rubriken
Service
Kontakt

 

SPRACHE

 

Was heißt'n das - Paradigma
Pa-ra-dig-ma

Nicht nur Sprachminimalisierer wie Dings erfahren heute eine inflation�re Verbreitung, sondern auch so "schicke" Begriffe wie etwa Paradigma. Bei gewissen Literaturwissenschaftlern kommt dieses Wort in jedem zweiten Satz vor, bleibt aber l�ngst nicht mehr auf die Wissenschaft beschr�nkt. Da es mich schon seit einer Weile verwirrt, will ich dem mal auf den Grund gehen.

Paradigma ist mir zun�chst bekannt als eine Anzahl von W�rtern, zwischen denen man in einem gegebenen Kontext w�hlen kann, z.B. "Die Mutter spielt mit ihrem Kind / Sohn / Jungen". Selbst wenn man diese Bedeutung �bertragen nimmt f�r ein gewisses Repertoire an M�glichkeiten - etwa das Paradigma der menschlichen Reaktionen - passen doch die Kontexte, in denen ich Paradigma h�re, nur in den seltensten F�llen zu dieser Bedeutung.

Paradigma, so erfahre ich nach einem Blick ins Fremdw�rterbuch, hat n�mlich auch noch die Bedeutung eines modellhaften Beispiels oder Musters. Die "paradigmatische Subjektivit�t" der Romantik bedeutet, da� die dichterisch ausgedr�ckte Erfahrung eines Individuums paradigmatisch - beispielhaft - f�r die Erfahrungen aller Menschen stehen soll.

Aber unter Paradigma versteht man auch ein Denkmuster, das die Weltsicht einer Epoche pr�gt. Die "Pluralisierung literarischer Paradigmen" hei�t, da� nicht mehr nur ein literarisches Konzept unsere Epoche bestimmt, sondern da� es eine Vielzahl verschiedener Str�mungen gibt.

(In einer vierten Bedeutung steht das Paradigma f�r ein Flektionsmuster, aber das ist streng sprachwissenschaftlich und mu� hier nicht n�her ausgef�hrt werden.)

aw