FEBRUAR
2003

 
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SPRACHE


Was heißt'n das: "Treppenwitz"

Trep-pen-witz

Der Treppenwitz – was ist das eigentlich? So häufig ist das Wort zu lesen in allen möglichen großen und kleinen Zeitungen, in allen möglichen noch so haarsträubenden Zusammenhängen, man möchte meinen, sie hätten voneinander abgeschrieben.

Dabei ist es so einfach. Den Treppenwitz kennt jeder Mensch aus eigener, mehr oder weniger leidvoller Erfahrung. Es ist genau der Witz, das Argument, die Erwiderung, die einem immer zu spät einfallen – nämlich beim Verlassen des Geschehens „auf der Treppe“, daher der Name.

Der Stolz, den man nachträglich angesichts des meistens unschlagbar erscheinenden Arguments empfindet, mischt sich verständlicherweise mit der Enttäuschung ob der endgültig verstrichenen Gelegenheit. Bringt man es bei der nächsten Gelegenheit an, verfehlt es meist unweigerlich seine Wirkung, die sich stets nur aus der konkreten Situation ergibt bzw. hätte ergeben können. Wer es dennoch tut, muß mit dem Unverständnis und den schiefen Blicken des oder der anderen rechnen.

So ist der im Zeitungsartikel zitierte Treppenwitz alles andere als eine positive Wertung: Gern und vor allem wird er z.B. verwendet auf (zu) spätes Einlenken eines Politikers, überfällige staatliche Entscheidungen und dergleichen mehr. Der bezichtigten Person wird zumindest Zögerlichkeit, Langsamkeit oder Blindheit hinsichtlich wichtiger Beschlüsse unterstellt, um sie so lächerlich zu machen – was den „schiefen Blicken“ entspricht.

Die genaue Herkunft der Wendung läßt sich nicht klären, jedoch muß sie auf vor 1882 datieren. Gerade dabei auszusterben, verhalf ihr in diesem Jahr ein gewisser William Lewis Hertslet wieder zur Volkstümlichkeit, indem er sein Buch „Der Treppenwitz der Weltgeschichte“ veröffentlichte, dessen Titel – sowohl verstümmelt als auch vollständig – bis heute gern zitiert wird. Es enthält den Satz: „Der Geschichte fällt, gerade wie dem von der Audienz herunterkommenden Bittsteller, ein pikantes, gerade passendes Wort fast immer hinterher ein.“

Nur daß in der Geschichte das Unverständnis und die schiefen Blicke eher dem „Gegner“ gelten – der ja wiederum Teil der Geschichte ist, weshalb der Vergleich etwas hinkt. Aber danach war ja hier nicht gefragt.

mp